Klassische Musik

Vielleicht vom Prestige dieser toskanischen Städte mit ihrer reichen Vergangenheit in den Schatten gestellt, lässt Elba manchmal vergessen, dass auch hier eine musikalische Leidenschaft gepflegt wurde (und wird). Hier, in Sant'Ilario in Campo, wurde zum Beispiel Giuseppe Pietri (1886-1946) geboren. Dieser im 20. Jahrhundert wenig bekannte Komponist war jedoch ein hervorragender Operettenautor, zu dessen bekanntesten Werken L'Acqua Cheta (1920) und Rompicollo (1928) gehören.

Als Liebhaber der klassischen Musik hat Elba ihm mit dem Teatro dei Vigilanti einen sehr schönen Ort gewidmet. Dieses erstaunliche, hoch aufragende Gebäude, das ein italienisches Theater auf drei Etagen bildet, ist offensichtlich Napoleon zu verdanken, der Portoferraio mit einer Bühne ausstatten wollte. Das Theater wurde am 24. Januar 1815 eingeweiht und ist seitdem das einzige auf der Insel, in dem Stücke von internationalem Rang aufgeführt und Konzerte veranstaltet werden. Der ursprüngliche Bühnenvorhang, der von dem Künstler Vincenzo Antonio Revelli in Tempera gemalt wurde, ist noch immer zu sehen und trägt wesentlich zum Glanz des Ortes bei. Er zeigt Napoleon als Apollo, Gott der Musik und der Künste, der im Dienste von Admetos, dem mythologischen König von Phere in Thessalien, die Herden hütet. Eine bukolische Darstellung, die eine Parallele zwischen Apollos Exil und Napoleons Exil an der Elbe zieht. Hier findet unter anderem jedes Jahr im September das Festival Elba Isola Musicale d'Europa statt. Das 1997 von George Edelman (künstlerischer Leiter von Ferrara Musica) und Yuri Bashmet (führender russischer Bratschist) gegründete Festival ist ein wichtiger Treffpunkt für klassische Musik und Jazz, der berühmte internationale Künstler anzieht. Wenn sie nicht im Teatro dei Vigilanti stattfinden, werden die Konzerte im Dom von Rio nell'Elba, im Santuario Madonna del Monte oder am Strand von La Biodola abgehalten. Ein weiterer interessanter Termin auf der Insel ist das Magnetic Festival in Monte Calamita, das ein gutes Programm aus Operette, Lyrik, Klassik und Barock in der wunderschönen Umgebung der Minen an der Costa dei Gabbiani bietet. Intonazione ist ein Musikprojekt des deutschen Fotografen und Schriftstellers Hans Georg Berge in der Einsiedelei Santa Caterina in Rio nell'Elba, bei dem antike und zeitgenössische Musik sowie Fotografen, Maler, Schriftsteller und Bildhauer zusammenkommen

Populäre Musik

In allen Regionen der Elbe gibt es ein großes musikethnologisches Reservoir - das Singen ist eine wichtige soziale Übung und ein pädagogisches Instrument -, aber im Osten der Insel gibt es eine der eindrucksvollsten Traditionen. Die Ostseite der Insel, die durch den Bergbau traditionell politisiert und gewerkschaftlich organisiert ist, hat ein breites Repertoire an Volksliedern hervorgebracht, die sozial (sehr) engagiert sind. Der elbische Anarchist Pietro Gori (1865-1911) schrieb beispielsweise an der Grenze zwischen gelehrter und populärer Musik einige Lieder wieAddio Lugano Bella oder L'Inno dei Lavoratori del Mare ("Die Hymne der Arbeiter des Meeres"), die bis heute mündlich weitergegeben werden. Insgesamt ist die musikalische Tradition der Arbeiterklasse in diesem Teil der Insel noch sehr lebendig, was sich besonders beim Festa Del Cavatore (Fest des Arbeiters) in Capoliveri zeigt. Die Stadt war einst das Zentrum des Bergbaus in der Region (am Monte Calamita) und gedenkt jeden Sonntag vor Pfingsten ihrer arbeitsintensiven Vergangenheit. Traditionell zieht eine Gruppe von Männern in Tracht durch die Stadt und singt mit der Fackel in der Hand die alten Lieder der Bergarbeiter. Nach einer Messe zum Gedenken an die bei der Arbeit getöteten Menschen endet der Abend mit einem großen Bankett. Heute wird diese Tradition der Arbeiterlieder dank Daniela Soria, einem echten lokalen Star (aus Sant'Ilario), fortgesetzt. Sie erweckt das populäre Repertoire der Arbeiter und Seeleute zu neuem Leben, indem sie es mit Jazz und Gospel verbindet.