Der Patriarch von Aquileia

In Friaul hat das Christentum schon früh Wurzeln geschlagen und seine Symbolfigur war der Patriarch von Aquileia, der von 554 bis 1751 existierte. Er übte die kirchliche Gerichtsbarkeit über die größte Diözese der Christenheit nach den fünf Patriarchaten von Rom, Antiochia, Alexandria, Jerusalem und Konstantinopel aus. In seiner größten Ausdehnung umfasste seine Diözese ein riesiges Gebiet zwischen Como im Westen und der Donau im Osten. Nach der Trennung der Kirchen des Ostens und des Westens im Jahr 1054 wurde das Patriarchat von Aquileia zur zweiten Würde nach dem Papsttum. Im Jahr 1077 wurde es mit politischer Autorität ausgestattet und herrschte bis 1420 über das Fürstentum Friaul.

Die katholische Religion heute

In Bezug auf die Religionsausübung teilt Italien das Schicksal aller europäischen Länder: Ein großer Teil der Bevölkerung ist getauft, aber nur ein kleiner Prozentsatz besucht regelmäßig die Messe. Die großen religiösen Feste werden jedoch nach wie vor gefeiert. Die drei wichtigsten wiederkehrenden Ereignisse sind Ostern, der 15. August(Ferragosto) und Weihnachten. Obwohl immer mehr Italiener die nordeuropäischen Sitten und Gebräuche bei der Weihnachtsfeier - Weihnachtsbaum und Geschenkeaustausch - übernehmen, gibt es noch zwei tief verwurzelte Traditionen im Land: den Bau von kunstvollen Krippen(Presepi) und die Befana. Am 6. Januar, dem Dreikönigstag, reitet die Befana (eine Hexe) auf ihrem Besen durch den Himmel, um das Jesuskind zu suchen. Sie hält in jedem Haus an und hinterlässt Geschenke, Spielzeug und Süßigkeiten für die braven Kinder und ein Stück Kohle für die anderen. In den Alpenregionen wird auch St. Nikolaus gefeiert, der Schutzpatron der Kinder, der ihnen in der Nacht des 6. Dezembers Geschenke bringt. Auf sein Kommen folgt jedoch das der Krampusse, dämonischer Kreaturen mit langen Hörnern, die Kinder (und Erwachsene!) mit Glockengeläut verfolgen.

Der Kosmopolitismus von Triest

Triest, das 1719 zum Freihafen erklärt wurde, erlebte eine rasche wirtschaftliche Entwicklung. Um Händler und Unternehmer anzuziehen, gewährten die österreichischen Herrscher den Bürgern der Stadt eine Reihe von Privilegien, zu denen auch die Religionsfreiheit gehörte. Ein Edikt von Maria Theresia von Österreich erlaubte es den verschiedenen Gemeinschaften, ihre eigenen Kirchen, Friedhöfe und Schulen zu bauen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts beherbergte Triest große Religionsgemeinschaften: Griechisch- und Serbisch-Orthodoxe, Protestanten (Lutheraner, Waldenser, Anglikaner...) und Armenier. Ihre noch immer aktiven Gotteshäuser sind über die ganze Stadt verteilt: die serbisch-orthodoxe Kirche Sankt Spyridon, die Kirche San Nicolò dei Greci des griechisch-orthodoxen Ritus, die evangelisch-lutherische Kirche, die anglikanische

Kirche ... Die jüdische Präsenz in Triest ist älter und reicht bis ins Mittelalter zurück. Das jüdische Ghetto wurde um 1690 hinter der heutigen Piazza Unità d'Italia gegründet und war ein sehr lebhaftes und lautes Viertel. Im Triestiner Dialekt bedeutet der Ausdruck far gheto noch heute "Lärm machen". Das Ghetto in Triest war größer, wurde aber in der faschistischen Ära teilweise abgerissen, unter anderem um die Casa del Fascio (die heutige Quästur) zu errichten. Die Triester Synagoge wurde 1912 eingeweiht und ist eine der größten in Europa. Ab den 1920er Jahren schifften sich viele Juden aus Mittel- und Osteuropa im Hafen von Triest ein, um nach Palästina zu gelangen, was der Stadt den Spitznamen "Zionstor" einbrachte.

Der Volksglaube

Legenden und Volksglauben haben uralte Ursprünge und die Erinnerung an sie wurde durch die mündliche Kultur weitergetragen. In den ländlichen Gebieten hat sich die Erinnerung an fantastische, wohltätige oder bösartige Wesen erhalten. Die Flüsse der Karnischen Alpen werden von Aganis bewohnt, weiblichen Wesen, die sich in Vollmondnächten zum Tanz treffen. Sie sollen die Frauen gelehrt haben, wie man Wolle verarbeitet, und die Männer, wie man Käse herstellt. Aganis sind wie Wasserläufe und können sowohl ruhig als auch tückisch sein. Sbilfs sind schelmische Waldelfen, die in Häuser einbrechen, um Kuchen zu stehlen und Kleider zu zerschneiden. Sie sind meist unsichtbar, zeigen sich aber manchmal Kindern und Menschen mit reinem Herzen.