La fontaine Donner-Brunnen avec ses sculptures baroques. (c) IstockPhoto.com - ROMAOSLO.jpg
Le musée d’Art moderne (MUMOK). (c) shutterstock - Plam Petrov.jpg
shutterstock_747216670.jpg

Vom Rokoko zum Neoklassizismus

Die von der Kirche geförderte Barockbewegung kam erst spät, Anfang des 18. Jahrhunderts, nach Wien. Heute ist die Stadt voller barocker Skulpturen, die Fassaden und Plätze schmücken, wie der Donner-Brunnen am Neuen Markt, der um 1739 von Georg Raphael errichtet wurde. In diesem Jahrhundert grenzt sich die österreichische Malerei von der deutschen Schule ab. Der Rokoko-Maler Daniel Gran (1694-1757) repräsentiert perfekt den akademischen Trend, der damals in Wien vorherrschte. Er zeichnete sich durch die Klarheit seiner weitläufigen Kompositionen aus und malte unter anderem die Decke des Palais Schwarzenberg.

Die neoklassizistische Periode wird durch den Wiener Künstler Friedrich-Heinrich Füger (1751-1818) veranschaulicht, der von einem bekannten deutschen Künstler ausgebildet wurde. In der Kunst der Miniaturmalerei und der Porträtmalerei kommt sein Talent voll zur Geltung. Die Porträtmalerei war in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Wien dank der Aufträge der Aristokratie ein großer Erfolg. Die Meister dieses Genres waren Jean-Baptiste Lampi Vater und Sohn, die im Gegensatz zu den meisten Malern der Zeit, die sich damit begnügten, Werke "à la manière de" auszuführen, einen eigenen Stil besaßen. Das dritte beliebte Genre des Jahrhunderts war die Landschaftsmalerei, für die Joseph-Anton Koch (1768-1839) der inspirierendste Autor war. Seine prachtvollen Panoramen, die von seiner Heimat Tirol und mythologischen Figuren inspiriert sind, werden mit beeindruckender Sorgfalt gemalt.

Malerische Brüche

Nach den Nazarenern, die die religiöse Kunst durch das Studium italienischer und deutscher Meister erneuerten, dauerte es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, bis die Wiener Malerei im Zuge der Sezessionsbewegung ein goldenes Zeitalter erlebte. Eine Gruppe von Künstlern stieg mit der Idee, mit dem bürgerlichen Klassizismus zu brechen, auf die internationale Bühne. Einige vereinzelte Karrieren deuteten jedoch eine Wende in den künstlerischen Bestrebungen an. Der Wiener Maler Ferdinand Georg Waldmüller (1793-1865) hielt sich stets von den akademischen oder romantischen Strömungen fern und setzte stattdessen seinen individuellen Stil durch, der auf einer gewissenhaften Beobachtung nach der Natur beruhte. Dadurch ist er bis heute einer der größten österreichischen Maler geblieben. Er besuchte die Wiener Akademie, wo er Schüler von Lampi war, reiste nach Rom und Paris und studierte die holländischen Maler. Im Jahr 1857 prangerte er den Schaden der akademischen Lehre an und dachte daran, eine Gesellschaft freier Künstler zu gründen, was zehn Jahre später auch in der Sezession geschah.

Die Wiener Sezession

Ende des 19. Jahrhunderts gründete eine Gruppe von Künstlern eine Bewegung, die einen völligen Bruch mit der Akademie darstellte. An ihrer Spitze stehen Oskar Kokoschka und Egon Schiele, die beide Schützlinge von Gustav Klimt sind. Es beginnt eine neue Ära im Zeichen der totalen Kunst. Konventionelle Darstellungen zerbrechen. Die Bewegung, die 1907 endete, hinterließ bemerkenswerte Werke, von denen einige im Belvedere-Palast zu sehen sind: Mosers Selbstporträt, Egon Schieles Der Rainerbub oder Klimts Der Kuss und Judith I

.

Gustav Klimt (1862-1918), der aus einer einfachen Familie stammte, besuchte bereits im Alter von 14 Jahren die Kunstgewerbeschule. 1883 eröffnete er mit seinem Bruder ein Dekorationsatelier und löste sich unter dem Einfluss seiner Freunde Khnof, Arnold Böcklin und Auguste Rodin allmählich vom Akademismus. Aufgrund des Erfolgs seiner Fresken im Kunsthistorischen Museum erhielt er einen ministeriellen Auftrag, die drei Fakultäten der Wiener Universität zu dekorieren. Seine allegorischen Gemälde Die Philosophie, Die Medizin und Die Jurisprudenz wurden 1908 fertiggestellt, lösten aber einen Skandal aus. Eine Petition forderte ihre Entfernung, woraufhin Die Medizin

1945 zerstört wurde. 1897 gründete er die Wiener Secession, der 40 Künstler angehörten. Der Beethovenfries wurde erstmals 1902 von Gustav Klimt auf der vierzehnten Ausstellung der Secession präsentiert. Das 34 Meter lange Wandgemälde stellt die Neunte Symphonie dar und wurde von Gustav Mahler persönlich gebilligt und von Rodin gelobt.

Wiener Expressionismus

Oskar Kokoschka (1886-1980), der in Wien ausgebildet wurde, ließ sich in Berlin nieder, wo er in den Kreisen der Avantgarde verkehrte, die sich um die Zeitschrift Der Sturm versammelten. Nachdem er 1911 eine Ausstellung von Kokoschka gesehen hatte, erklärte Erzherzog Franz Ferdinand: "Dieser Mann verdient es, dass man ihm alle Knochen bricht" Mit 22 Jahren veröffentlichte Kokoschka seinen ersten Roman, Die träumenden Knaben, gefolgt von einigen Gedichten und Dramen. Im Jahr 1912 hatte er eine unglückliche Affäre mit Alma Mahler. Er malt sie später in zahlreichen Bildern. Eine Reihe von fratzenhaften und verzerrten Porträts aus dieser Zeit offenbart den Wunsch des Künstlers, die verborgene Psychologie seiner Modelle auszudrücken. Während des Ersten Weltkriegs wurde er schwer verwundet und widmete sich von 1919 bis 1924 dem Unterrichten von Malerei in Dresden. Dort ergriff er Partei für die Arbeiterbewegung, während er über die Presse mit John Heartfield und George Grosz polemisierte, die er für zu links hielt. In England, wohin er während des Zweiten Weltkriegs flüchtete, malte er Werke gegen den Anschluss und den Faschismus. Er wurde als einer der wichtigsten expressionistischen Maler anerkannt und gründete 1953 in Salzburg eine Malschule, die sogenannte "Schule des Blicks". Im Gegensatz zu Schiele ist er bescheiden und sagt über seine Malerei: "Ich bin ein ewiger Anfänger". Mirages du passé

wurde in der Sammlung "L'Imaginaire" bei Gallimard veröffentlicht. Der zu Lebzeiten bewunderte expressionistische Maler Egon Schiele (1890-1918), dessen Karriere ebenso kurz wie rasant war, verstört immer wieder. Es ist nicht verwunderlich, dass seine nackten, grimassierenden Frauen es schwer haben, ein breites Publikum anzusprechen. Schieles Schaffen beschränkt sich jedoch nicht auf diese beängstigenden Akte. Er erforschte auch die Techniken des Porträts, der Landschaft und des Symbolismus. Sein Vater verfiel dem Wahnsinn und starb 1905, was seine Familie mittellos zurückließ. Trotz des Widerstands seines Vormunds und Onkels gelang es seiner Mutter, Schiele 1906 zum Wettbewerb der Akademie der bildenden Künste in Wien anzumelden. Dort wurde er für ein Jahr als Gast aufgenommen, während ein Landsmann, ein gewisser Adolf Hitler, wegen "schlechter zeichnerischer Komposition" aus dem Wettbewerb gedrängt wurde. Als er 17 Jahre alt war, war seine Begegnung mit Klimt der Beginn einer gegenseitigen Freundschaft und Bewunderung. Klimt lädt den jungen Egon zur Kunstausstellung 1909 (Kunstschau) ein. Mit 19 Jahren, nach drei schmerzhaften Jahren akademischer Ausbildung, deren Disziplin er nur schwer ertragen konnte, konnte Schiele seiner Berufung folgen. Dank der Unterstützung des einflussreichen Kunstkritikers Artur Roessler, der Sammler dazu brachte, seine Bilder zu kaufen, konnte er überleben. Als er sich auf dem Land niederließ, wurde er wegen seines unkonventionellen Lebensstils aus zwei Dörfern vertrieben. Im Jahr 1912 wurde er sogar wegen Sittenwidrigkeit und Verführung einer Minderjährigen verhaftet. Er blieb jedoch nur 24 Tage im Gefängnis und war somit nicht der Märtyrer, als den ihn die Legende darstellt. Nach seiner Entlassung strebte der rebellische Schiele ein bürgerliches Leben an, ohne jedoch dessen Konventionen und Zwänge zu akzeptieren. Er zog nach Wien und freundete sich mit einer Tochter aus gutem Hause an, die er 1915 heiratete. Nachdem es ihm gelungen war, den Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs zu entgehen, wurde er in einem Gefangenenlager und später im kaiserlich-königlichen Armeemuseum als Büroangestellter eingesetzt. Durch seine Heirat wird seine Inspiration ruhiger und scheint ihn von seinen inneren Dämonen zu befreien. Als sein Freund Klimt 1918 starb, wurde Schiele zum Liebling von ganz Wien und seine Ausstellung in der Secession war ein Erfolg. Das Jahr 1918 war das Jahr der künstlerischen Anerkennung, doch die Euphorie hielt nicht lange an. Seine Frau erkrankt an der Spanischen Grippe und stirbt. Er überlebt sie um drei Tage.

In der Zeit nach dem Wiener Aktionismus

Der Wiener Aktionismus gründete sich auf die Überreste einer konservativen und erstickenden Politik, die von der Bourgeoisie und später vom Nazi-Regime durchgesetzt worden war, und war ebenso kurz wie radikal. Zwischen 1960 und 1971 knüpfte die rebellische Bewegung an die Lust an der Provokation des österreichischen Expressionismus an, die von Oskar Kokoschka und Egon Schiele verkörpert wurde. Vertreten durch Günter Brus, Abino Byrolle, Otto Muehl, Hermann Nitsch oder Rudolf Schwarzkogler, entwickelte sie eine Performance-Kunst in der Tradition von Fluxus. Auch wenn der Aktionismus nur eine kurze Periode in der Karriere dieser Künstler einnimmt, ist er dennoch entscheidend für die Entwicklung der internationalen Avantgarde. Im Museum für Moderne Kunst (MUMOK) im MuseumsQuartier, das sich auf die Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts konzentriert, sind diese Strömungen zusammen mit Werken von Andy Warhol, Claes Oldenburg, Marcel Duchamp und Gerhard Richter zu sehen. Die Sammlung umfasst unter anderem Gemälde, Skulpturen, Installationen, Fotos und Videos. Darüber hinaus ist die Fotografie in derAlbertina reich vertreten, wo unter anderem Helmut Newton und die Wiener Fotografin Lisette Model (1901-1983), die Franck Sinatra, Georges Simenon oder Louis Armstrong porträtierte, ausgestellt sind. Ihre Werke wurden außerdem in die Sammlungen des MOMA aufgenommen.

Überraschendes Wien

Die lebendige Kunst in Wien begegnet Ihnen nicht nur an vielen speziellen Orten, sondern auch auf der Straße. Die majestätische Hauptstadt versteht es wie keine andere, urbane Kunst und großartige Architektur miteinander zu verbinden. Wenn Sie mit dem Fahrrad durch die Straßen fahren, können Sie auf angenehme Weise von einem Wandgemälde zu einem Zentrum für zeitgenössische Kunst gelangen. Fahren Sie zunächst entlang des 17 km langen Donaukanals, dessen innerer Arm von bemalten Wänden gesäumt ist, die wie eine monumentale Leinwand aufgereiht sind. An den Kais wechseln sich die Fresken mit Essensständen, trendigen Bars und Tavernen ab. Die Spittelau Subway Station im nördlichen Teil der Stadt ist selbst ein Stück urbaner Kunst, das viele Nuggets enthält. In Mariahilf, dem trendigen 6. Bezirk, gibt es zwischen unabhängigen Galerien und Designerläden einige Wandmalereien. Verpassen Sie nicht die Street Art Passage im Herzen des Museumsquartiers, dem Knotenpunkt aller Kulturen. Sie ist eine von sechs "Passagen", die als Ausstellungsorte im Freien dienen. Im Inneren werden Sie die Handschrift von Invader erkennen. Für Liebhaber kreativer Performances bietet das Calle Libre Festival jeden August Kunst auf den Straßen Wiens. Im MuseumsQuarier präsentiert die Kunsthalle

Wien hochkarätige zeitgenössische Kunst und bemüht sich, die Vielfalt der Kunst durch innovative szenografische Konzepte zu veranschaulichen. Lebendige Kunst findet man auch im Hundertwasser-Museum, das in das Kunst Haus Wien integriert ist. Im Untergeschoss des Museums befindet sich die Galerie, ein Raum, der sich der jungen internationalen Fotografie widmet. Wenn Sie auf der Suche nach lokaler Kunst sind, sollten Sie das Museum Belvedere 21 besuchen, das sich für zeitgenössische österreichische Kunst einsetzt: Performances, Vorträge, Lesungen und Konzerte vervollständigen das Panorama der dynamischen Wiener Kulturszene. Und jetzt gönnen Sie sich eine wohlverdiente Pause in der Lucy Bar!