Reiseführer Tokaj

Das berühmte Tokaj mit seinen berühmten Weinbergen ist nur ein winziges Dorf mit knapp 5000 Einwohnern in Nordungarn, das am Zusammenfluss der Flüsse Bodrog und Theiß am Fuße des Berges Nagykopasz liegt. Auf dem Hauptplatz befindet sich ein "Weinbrunnen" mit einer Bacchus-Statue praktisch vor dem Eingang des berühmten Weinkellers Rákóczi, dessen unterirdische, mit einer dicken Schimmelschicht bedeckte Gänge eine Gesamtlänge von 1,5 km haben. Im Pincemúzeum, das am Eingang der Kellerei eingerichtet wurde, kann man die Geschichte des hervorragenden Weins Tokaj aszú erfahren, der hier seit über 200 Jahren hergestellt wird und der "der König der Weine, der Wein der Könige" ist, wie Ludwig XIV. so treffend sagte. Wahrscheinlich waren es die Kelten, die hier als erste Weinreben anpflanzten. Der Ruhm der Region erreichte seinen Höhepunkt zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert, als die besondere Weinbereitungsmethode des Aszú entwickelt wurde. Es handelt sich um die älteste Klassifizierung der Welt. Monarchen aus ganz Europa schickten Abgesandte in die kleine Stadt Tokaj, um sich dort mit diesem göttlichen Getränk einzudecken. Wahrscheinlich spielte auch die Tatsache eine Rolle, dass dieser Wein angeblich die männliche Potenz steigerte. Aufgrund seiner außergewöhnlichen Qualität und seines legendären Rufs wurde die Bezeichnung überall auf der Welt übernommen, angefangen mit dem Tokay aus dem Elsass, der in Wirklichkeit ein Pinot Gris ist (eine Rebsorte, die wahrscheinlich aus Ungarn stammt). Das Nagy-kopasz-Gebirge, das mit seinen 500 m Höhe die kleine Stadt Tokaj überragt, ist mit Kiefern- und Akazienwäldern bedeckt. Weinhänge erstrecken sich an den Südhängen, wo an den steilsten Hängen Terrassen angelegt wurden, so dass die Weinberge fast bis zu den kopasz (kahlen Gipfeln) reichen. Noch heute mischt sich Vulkangestein mit der Erde und gibt dem Boden seine spezifischen Spurenelemente. Von den Gipfeln der Nagy-kopasz hat man einen schönen Blick nach Norden auf die Seen, Sümpfe und Feuchtwiesen der Region um den Fluss Bodrog. Im Herbst sind diese Moulières mit einem wahren Teppich aus Wiesenblumen bedeckt. Zu dieser Jahreszeit blühen nämlich an den Ufern der Theiß zu Tausenden Margeriten und wilde Enziane. Auf beiden Flüssen, der Theiß und dem Bodrog, kann man Kajak fahren oder angeln. Das Weinlesefest(szüreti napok) im September zieht jedes Jahr viele Besucher an.