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L'hôtel de ville de Vienne © tupungato - iStockphoto.com.jpg

Zu den Ursprüngen

Im Herzen der Alpen beherbergt Österreich prähistorische Schätze. Diese sogenannten Pfahlbauten enthalten die Überreste einer erstaunlich ausgeklügelten Seeufersiedlung. Dort, an den Ufern von Seen, Flüssen und sumpfigem Gelände, standen hölzerne Siedlungen auf Pfählen. Viele dieser Schätze, die auf die Zeit zwischen 5000 und 500 v. Chr. datiert werden, stehen heute unter Wasser - und haben somit noch viele Geheimnisse zu enthüllen! Die Römer hingegen haben die Spuren ihrer monumentalen und sehr pragmatischen Architektur hinterlassen. In Petronell-Carnuntum lässt sich die römische Macht an den imposanten Amphitheatern mit ihren langen, breiten, elliptischen Arenen, den Thermen, den Türen und Toren und der Kunst der Stadtplanung ablesen, von der die Fundamente der Häuser und die Kanäle, die die antike Stadt versorgten, zeugen. Weiter östlich werden die Überreste zu Verteidigungszwecken genutzt: der legendäre Donaulimes, der sich über 600 km zwischen Deutschland, Österreich und der Slowakei erstreckt. Hier bauten die Römer Straßen, Legionsfestungen, kleine Forts und temporäre Lager, wobei sie stets darauf bedacht waren, sich in die Topografie des Ortes einzufügen. Die Jahrhunderte sind vergangen, doch die Größe dieses gewaltigen Verteidigungsunternehmens beeindruckt noch immer. Die in der Antike entstandene christliche Religion entwickelte sich im Hochmittelalter weiter, wie die erstaunliche Stätte von Teurnia beweist, wo römische Thermen und Foren neben einer Bischofskirche aus dem5. und 6.

Mittelalterliche Schätze

Der Dom zu Gurk wird oft als das Juwel der österreichischen Romanik bezeichnet. Sehen Sie sich die schönen Rundbögen, die zart verschlungenen Friese und Fresken und natürlich die erstaunliche Krypta mit den hundert Säulen an. Die Abtei Millstatt beeindruckt auch mit ihrem Kreuzgang mit Marmorsäulen, stilisierten Kapitellen und einem geschnitzten Portal. In den großen Zisterzienserabteien wird die Schlichtheit bis zum Äußersten getrieben. Kein überflüssiges Dekor stört den Dialog zwischen Stein und Licht, der die Reinheit der Linien und Volumen offenbart. Die Abtei Heiligenkreuz und das Kloster Viktring gehören zu den größten zisterziensischen Meisterwerken des Landes. Diese Schlichtheit wird später von einer gotischen Blütezeit abgelöst, in der die Rippengewölbe mit ihren sternförmigen Silhouetten den Eindruck von Leichtigkeit und Größe der Kirchenschiffe noch verstärken. Der Stephansdom in Wien ist das große Meisterwerk dieser Epoche mit seinem imposanten Kirchenschiff, das von den typischen Hallenkirchen der germanischen Gotik inspiriert wurde. Diese Kirchen zeichneten sich durch einen dreischiffigen Grundriss mit gleicher Höhe aus. DieFranziskanerkirche in Salzburg ist ein erstaunlicher Stilmix aus massiven Pfeilern mit stilisierten romanischen Kapitellen und einem hellen Chor mit luftigem Sterngewölbe und zylindrischen Säulen, die wie Palmen wachsen, die von einer wahrhaft flammenden Gotik zeugen. Das Mittelalter war auch die Zeit, in der sich die Städte entwickelten. Diese gliedern sich meist in zwei verschiedene Teile: die Oberstadt, in der die Stadtfestung dominiert und deren großer Platz von den wichtigsten Gebäuden (Kirche, Rathaus) gesäumt wird, und die Unterstadt, in der die Volksklassen leben. In beiden Teilen der Stadt findet man das gleiche Geflecht aus engen, gewundenen Gassen, die von Holz- und Steinhäusern gesäumt werden. Hall in Tirol und Tauern in Radstadt haben diese mittelalterliche Stadtplanung perfekt erhalten. Letzteres verfügt auch über beeindruckende Stadtmauern, ebenso wie Freistadt, wo man noch den Wehrgang, die halbrunden Türme und die Tore aus dem 13. Die schönsten Beispiele der bürgerlichen Gotik sind in Bruck an der Mur zu sehen. Verpassen Sie nicht das Kornmess-Haus mit seinen wunderschönen stilisierten Kolonnaden und seiner Loggia mit schönen Spitzbogengewölben, die von der venezianischen Gotik inspiriert sind. Was wäre das Mittelalter ohne seine Burgen und Schlösser? In Österreich entstanden zahlreiche Burgen, vor allem an der Ostgrenze des Landes. Diese Burgen wurden meist auf Felsvorsprüngen errichtet und überragen die Umgebung mit ihrer zinnenbewehrten Silhouette, deren Herzstück der Bergfried ist. Die Befestigungsanlagen wurden mit den Fortschritten der Artillerie weiterentwickelt. Die Festung Hohensalzburg wurde bis zum Ende des 15. Jahrhunderts durch Türme, runde Bastionen, Schützenterrassen und Barbakane verstärkt. Im Burgenland und in Kärnten gibt es unzählige Festungen, wie die Festung Forchtenstein, die fest in den Ausläufern des Rosaliengebirges verankert ist, oder die Festung Friesach, die über die einzigen nicht ausgetrockneten Gräben und eine beeindruckende 820 m lange zinnenbewehrte Mauer aus Bruchsteinmauerwerk mit 11 Türmen verfügt. Der Ort hat sich auch in ein historisches Labor verwandelt, in dem Sie eingeladen werden, am Bau einer Burg mit den Werkzeugen und Materialien der damaligen Zeit teilzunehmen!

Von der Renaissance bis zum Barock

Die Renaissance in Österreich ist eher unauffällig. Sie ist das Werk italienischer Architekten, die mit Eleganz Harmonie und Sinn für Proportionen verbreiten, vor allem in sehr schönen Arkadenhöfen. Das Landhaus in Graz ist ein gutes Beispiel dafür. Sehen Sie sich die Fassade mit ihren Zwillingsfenstern an, die von dünnen stilisierten Säulen getrennt werden, und vor allem den schönen Innenhof mit seinen drei Stockwerken aus Arkaden und Loggien...: Der italienische Einfluss ist unverkennbar. Genauso wie in Klagenfurt, dessen Stadtbild das Werk italienischer Architekten ist, die der Stadt einen schachbrettartigen Grundriss mit prächtigen Plätzen und über 50 Arkadenhöfen verliehen. Der Barock ist eine Kunst der Inszenierung, der Illusion und der dekorativen Überfülle und wird von den Habsburgern bevorzugt, um ihre Macht zu demonstrieren. Die Kirchen entfalten überall ihre farbenfrohen Silhouetten mit goldenen Kuppeln und Zwiebeltürmen. Während die Fassaden eher schlicht gehalten sind, sind die Innenräume das Objekt aller dekorativen Aufmerksamkeit. Stuck, Vergoldungen, schillernde Farben, verdrehte und komplexe Formen häufen sich hier. Auch Klöster und Abteien waren von der Barockwelle nicht ausgenommen. DasBenediktinerstift Melk wurde von dem berühmten Architekten Jakob Prandtauer umgebaut. Die Kirche mit ihren Ocker- und Weißtönen (typische Barockfarben) und den zwei Türmen mit Zwiebelglockentürmen ist beeindruckend. Ein weiterer schöner Umbau war der desStifts Sankt Florian, der von dem Italiener Carlo Antonio Carlone durchgeführt wurde... Verpassen Sie nicht die Orgel, die ein goldener Riese ist und zu den schönsten des Landes gehört. Auch die Städte wurden in dieser Zeit neu gestaltet, wie zum Beispiel Salzburg mit seiner Fülle an Kuppeln und Stadtpalästen mit edlen Stockwerken und reich verzierten Fassaden. Der Barock ist aber auch und vor allem die Zeit, in der die Schlösser endgültig ihre Verteidigungsmontur ablegen und Prunkpalästen Platz machen, die untrennbar mit ihren Parks und Gärten verbunden sind, in denen sich auch die Natur in Szene setzt. Zu den Meisterwerken des Palastbarocks gehören u. a. : das Schloss Eggenberg mit seiner erstaunlichen Symbolkraft (4 Ecktürme für die 4 Jahreszeiten, 365 Fenster, davon 52 im Adelsgeschoß, 31 Räume pro Stockwerk für die Tage des Monats..); Schloss Schönbrunn, ein Werk von Johann Bernhard Fischer von Erlach und Nicola Pacassi, dessen Symbiose zwischen Architektur und Natur atemberaubend ist und dessen Gloriette mit ihren großen offenen Arkaden und dem Triumphbogen majestätisch über der Hauptstadt thront ; schloss Hof mit seinem in 7 Terrassen angelegten Garten, der von Springbrunnen und Arkaden bevölkert wird; das Palais Esterhazy mit seiner reichen Polychromie, seinen Stuckverzierungen und toskanischen Säulen; und natürlich der Wiener Aussichtspunkt.

Eklektisches 19. Jahrhundert

Das 19. Jahrhundert brachte in Wien große städtebauliche Umwälzungen mit sich. Kaiser Franz Joseph beschloss, die Stadtmauern abzureißen, was sowohl aus hygienischen Gründen (die Bevölkerung wuchs und die Stadt musste sich vergrößern) als auch aus politischen Gründen (der Kaiser wollte seine Mäßigung demonstrieren) erfolgte. Die alten Festungsanlagen wurden durch die Ringstraße ersetzt. Die 5,3 km lange Straße wurde zu einem Treffpunkt für Aristokraten und Bürger, die hier ihre Macht mit prächtigen Stadtpalästen wie dem Todesco-Palast und dem Ephrusi-Palast demonstrieren wollten. Hier gab es zahlreiche Cafés und Salons, und ganz Wien strömte hierher. Die Straße wurde sogar nach einem Stil benannt, dem Ringstraßenstil, einer Mischung aus Romantik und Historismus mit monumentalem Pomp. Die prestigeträchtigsten Gebäude greifen auf den Kanon der Vergangenheit zurück: DieOper mit ihren schönen Arkaden ist im Stil der Neorenaissance gehalten, das Burgtheater im Neobarock; das Rathaus mit seinen Turmspitzen ist ebenso wie die Votivkirche entschieden neogotisch. Und vergessen wir nicht das Parlament, ein Werk von Theophile Hansen, mit seiner neogriechischen Silhouette und das Museum für Angewandte Kunst, ein Werk von Heinrich von Ferstel, das seine harmonische Symmetrie der florentinischen Renaissance entlehnt. Parallel dazu entdeckten Aristokratie und Bürgertum die Wohltaten der Thermalkuren, eine Entdeckung, die mit der Gründung von Kurstädten wie Baden bei Wien (seit 2021 UNESCO-Weltkulturerbe), in denen Architektur und Stadtplanung zum Streben nach Wohlbefinden beitrugen, einen architektonischen Boom auslöste. Große Behandlungsräume oder Kursäle stehen neben Freizeitgebäuden (Hotels und Kasinos...) und angelegten Parks und Gärten. Baden bei Wien besitzt die größte glasüberdachte Therme Europas. Diese technische Meisterleistung ist bei weitem nicht die einzige im 19. Die Errichtung der Semmeringbahn ging mit dem Bau von fast 1.431 m Tunnel, 118 Stein- und 11 Eisenbrücken sowie zahlreichen Viadukten und Ziegelbögen einher. Diese Meisterleistung, die Carl von Ghega zu verdanken ist, geht auch mit der Entwicklung einer sogenannten Freizeitarchitektur einher, bei der Villen und Hotels in den ersten gezielt errichteten Bergstationen entstehen. Diese Mischung aus Architektur und Technik findet sich auch in den botanischen Gärten wieder, wo die Gewächshäuser mit ihren luftigen Metallstrukturen beeindrucken, wie das 114 m lange Palmenhaus im Schloss Schönbrunn.

Triumph der Moderne

Otto Wagner, kaiserlicher Berater für Architektur in Wien, begann seine Karriere unter klassischen Vorzeichen - bis zu diesem Bruch, der Sezession, die es sich zur Aufgabe machte, die historisierende Sklerose durch neue formale Forschungen zu beseitigen. Das Manifest dieser neuen Bewegung ist der von Joseph Maria Olbrich entworfene Pavillon mit dem Namen "Sezession". Der Pavillon war die erste Ausstellungshalle, die ausschließlich der modernen Kunst gewidmet war. Er beeindruckte durch seine Kuppel aus vergoldeten Blättern und ging mit dem Motto seines Giebels in die Geschichte ein: "Jedem Jahrhundert seine Kunst, der Kunst ihre Freiheit". Hier trafen sich alle Künstler, die eine neue Sprache schaffen wollten, indem sie insbesondere die Möglichkeiten von Eisen, Glas und Stahl nutzten und die Idee des Gesamtkunstwerks weiterentwickelten. In den berühmten Wiener Werkstätten arbeiteten Architekten, Handwerker und Künstler zusammen, um jedes Detail eines Bauwerks zu erarbeiten - vom Fundament bis zu den Türgriffen! Der führende Architekt dieser Sezession war Otto Wagner, der Meisterwerke wie seine Pavillons für die Wiener U-Bahn mit ihrem Eisenskelett, das mit weißen Marmorplatten verkleidet war und ein Dach aus gewelltem Kupferblech mit vergoldeten Reliefs und Ornamenten hatte, oder sein prächtiges Majolikahaus mit seiner Fassade, die mit Fayencen mit Blumenmotiven verziert war, schuf. Diese dekorative Suche wurde später von einer geometrischen und reinen Vision des Jugendstils abgelöst, die den Weg für einen eleganten Funktionalismus ebnete. Die beiden repräsentativsten Gebäude dieser Entwicklung sind die Postsparkasse, deren Fassade mit Granit- und Marmorplatten verkleidet ist und deren Dekorelemente aus rostfreiem Aluminium bestehen - eine Premiere für die damalige Zeit - sowie die Kirche Saint-Léopold, die auf dem Gelände einer psychiatrischen Klinik errichtet wurde und für die Wagner an alles dachte, sogar an ein tropfenförmiges Weihwasserbecken, um Infektionen zu vermeiden Ein Funktionalismus, der von Adolf Loos noch weiter vorangetrieben wurde. Er wurde berühmt für seine völlige Ablehnung von Ornamenten zugunsten einer Architektur, in der nur die Noblesse der Materialien und die Einfachheit der Anordnung der Volumen, meist ineinander verschachtelte Würfel, vorherrschten. Sein berühmtestes Gebäude in Wien ist das Haus am Michaelerplatz, das aufgrund der Fenster ohne die damals üblichen vorspringenden Stürze "Haus ohne Augenbrauen" genannt wurde... Es heißt, dass Kaiser Franz Joseph von dieser Modernität so entsetzt war, dass er die Öffnungen der gegenüberliegenden Hofburg versiegeln ließ! Diese beiden großen Figuren der Moderne waren auch an den neuen Überlegungen zum sozialen Wohnungsbau beteiligt, die von der Ersten Republik in der Zwischenkriegszeit angestellt wurden und der Hauptstadt den Spitznamen "Rotes Wien" einbrachten! Diese großen, in sich geschlossenen Riegel sind an ihren monumentalen Eingängen zu erkennen, die zu einem großen, mit Bäumen bewachsenen Hof führen. Der Karl-Marx-Hof, der von Karl Ehn, einem Schüler Otto Wagners, entworfen wurde, ist die längste Wohnanlage der Welt und bietet Platz für bis zu 5.000 Menschen. Parallel dazu entwickelten sich andere urbane Formen wie die Werkbund-Siedlung, an der Adolf Loos, Josef Hoffmann (Wagner-Schüler), Clemens Holzmeister und Margarete Schütte-Lihotzky, eine der wenigen Architektinnen der damaligen Zeit, beteiligt waren. Die Siedlung stand unter dem Motto "Small is beautiful" und zielte auf eine Platz- und Kostenoptimierung über seriell erbaubare Einzelwohnungen ab. Die kleinen Flachdachhäuser der Siedlung sind heute untrennbar mit dem Wiener Stadtbild verbunden. Diese Politik des sozialen Wohnungsbaus, die während des Krieges ins Stocken geraten war, erlebte ab 1947 einen neuen Aufschwung.

Zeitgenössische Efferveszenz

In Wien sprengte Friedensreich Hundertwasser die Regeln der Architektur, indem er Gebäude mit unregelmäßigen Konturen (wie ihre Böden!) und Fassaden entwarf, die mit Glas, Metall, Ziegeln, Holz und Keramik verziert waren, in einem wahren Wirbel von Farben und Texturen, ohne die Vegetation zu vergessen, die einen zentralen Platz einnimmt, was von den ökologischen Bedenken zeugt, die der Architekt sehr präsent hatte. Zu seinen bekanntesten Werken gehört das Hundertwasser-Museum. Hans Hollein, der den renommierten Pritzker-Preis (den Nobelpreis für Architektur) erhielt, war ein weiterer Vertreter der österreichischen Architektur und machte mit seinem Haas Haus, dessen Fassade aus mit Stein und Glas verkleidetem Beton besteht, Schlagzeilen. Andere "Rebellen" in der Architektur sind die Mitglieder von Coop Himmelb(l)au, deren Projekte oft Kritik hervorrufen, und genau das ist es, was das Büro sucht, dessen Name von einem seiner ersten Projekte abgeleitet wurde, dem Dachausbau einer Anwaltskanzlei. Die Stahlkante, die den Himmel aufreißt, und das freitragende Dach, das wie ein Blitz die Fassade durchzieht, lassen niemanden gleichgültig, ebenso wenig wie das erstaunliche, skulpturartige Bauwerk im Herzen von Hainburg, bei dem es sich um eine Kirche handelt Heute ist Österreich zu einem Experimentierfeld für die größten Architekten der Welt geworden. Die Projekte sind zahlreich und es ist unmöglich, sie alle zu nennen, aber hier sind einige, die man unbedingt gesehen haben muss. In Wien sollten Sie sich nicht entgehen lassen : die ehemaligen Gasometer, erstaunliche Backsteinzylinder, die von berühmten Architekten wie Jean Nouvel, der die ursprüngliche Struktur durch eine leichte und luftige vertikale Struktur aus Glas und Stahl ergänzte, zu autarken Stadtvierteln umgestaltet wurden; die Zwillingstürme von Massimiliano Fuksas, 138 und 127 m hohe Glaskolosse; das Leopold Museum, ein klassisch eleganter Monolith aus weißem Beton von Ortner & Ortner; die Donau-City mit ihren zahlreichen Wolkenkratzern, darunter der DC Tower von Dominique Perrault, der mit 220 m das höchste Gebäude des Landes ist; oder der neue Universitätscampus, dessen Bibliothek mit ihren asymmetrischen, übereinander liegenden Volumen von Zaha Hadid entworfen wurde. Zaha Hadid hat auch in Tirol ihre Spuren hinterlassen, etwa mit dem atemberaubenden Bergisel-Sprungturm, einem hohen Turm mit geschwungenen Linien und einer integrierten Startrampe, oder mit den Stationen der Seegrube-Seilbahn, deren Formen von den umliegenden Reliefs inspiriert sind. Das nahe gelegene Innsbruck ist mit David Chipperfields hellem und schlichtem Kaufhaus und dem von Jean Nouvel und Daniel Buren neu gestalteten, farbenfrohen und lichtdurchfluteten Rathausbereich ebenfalls ein Land der Architektur. In Graz ist es unmöglich, das Kunsthaus des Duos Cook & Fournier zu verpassen. Das als "friendly alien" bezeichnete Gebäude mit seinen runden Formen besteht aus tiefblauen Acrylglasplatten und einem wellenförmigen Dach mit ... Saugnäpfen! Nicht weit entfernt liegt dieMurinsel, eine von Vito Acconci entworfene Schaleninsel aus Glas und Stahl, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Und das sind nur einige Beispiele für die unglaubliche Vitalität der zeitgenössischen Kreativität!

Vernakuläre Reichtümer

An den Ufern des Neusiedlersees können Sie hübsche Dörfer entdecken, denen es gelingt, sich dank der Verwendung lokaler Naturmaterialien perfekt in die Landschaft einzufügen. An der burgenländischen Weinstraße entdecken Sie die Kellerstöckl, kleine Einraumhäuschen aus heimischem Holz oder Stein, die auf steilem Gelände über einem tiefen Keller errichtet wurden. Im Weinviertel werden die Winzerhöfe imposanter. Das Grundgebäude ist der Streckhof, ein langes, schmales Haus, das um Stallreihen und Schuppen erweitert werden kann, wodurch L- oder U-förmige Grundrisse entstehen. Die Dächer sind in der Regel mit Holzschindeln gedeckt und die Wände weiß gekalkt oder in Pastellfarben gefärbt. Kärnten ist berühmt für seine Konstruktionen aus Baumstämmen (entastete und von Ästen befreite Baumstämme), die abwechselnd in Kopf- und Wurzelrichtung gestapelt und für eine bessere Stabilität eingekerbt werden, damit sie zusammengefügt werden können. Die Lücken zwischen den Stämmen werden mit Moos, geflochtenem Stroh oder Mörtel gefüllt. Die Dacheindeckung dieser Häuser kann aus Stroh oder Holzschindeln bestehen. Holz ist auch das wichtigste Material für Berghütten, vor allem in Tirol. Diese auf einem Steinsockel errichteten Chalets mit steilen Dächern und Vorsprüngen zum Schutz der Fassaden sind an ihrer reichen Holzdekoration zu erkennen: Balkone und Galerien mit Kolonnaden, ziselierte Lambrequins und Friese... und manchmal sogar ein Glockenturm, um den Rhythmus des täglichen Lebens zu bestimmen! Die Region mit der stärksten architektonischen Identität ist jedoch Vorarlberg. Hier hat sich über Jahrhunderte hinweg eine Tradition der Holzarchitektur entwickelt. Das Motto der Region ist einfach: "Arbeite, arbeite und baue dir ein kleines Haus". Kleine Holzhütten stehen neben größeren Häusern, in denen Holz mit anderen Materialien kombiniert wird, aber alle sind einfach und schlicht. Und nichts wird dem Zufall überlassen. Hier weiß jeder, wo, wann und wie er das Holz schlagen muss, um den besten Nutzen daraus zu ziehen. Ein Respekt vor dem Material, der mit einem tiefen Respekt vor der Umwelt einhergeht. Die Region entwickelt immer wieder neue nachhaltige Lösungen, angefangen bei energieneutralen Gebäuden. Zu den jüngsten Schöpfungen, die diese regionale Identität veranschaulichen, gehören: das Werkraumhaus in Andelsbuch, ein Werk des Schweizer Architekten Peter Zumthor; das auf Stelzen errichtete Tourismusbüro in Bregenz; oder die Bushaltestellen der Stadt Krumbach!