TEMPLE DE ZEUS

Zweifellos das interessanteste Bauwerk auf dem Gelände von Olympia: ein kolossaler Tempel, der Zeus, dem König der Götter des Olymps, gewidmet war. Der Bau dauerte von 470 bis 456 v. Chr. und wurde mit der Beute aus dem Krieg von Elis gegen Pisa durchgeführt. Die Säulen bestanden aus Muschelkalkstein, die Dachziegel sowie die Wasserspeier mit Löwenköpfen waren jedoch aus parischem Marmor.

Der Tempel war dorisch, mit 6 Säulen an der Vorderseite und 13 an den Längsseiten. Die Metopen und Triglyphen des Tempels waren unverziert, aber 146 v. Chr. legte der römische General Mummius Schilde aus der Beute, die er im Krieg gegen die Achäer gemacht hatte, in den Tempel.

Die geschnitzten Giebel können heute im Museum besichtigt werden. Der Zugang zum Tempel erfolgte über eine erhaltene schiefe Ebene. Im Inneren trugen Säulen Metopen, die mit Skulpturen geschmückt waren, die die Arbeiten des Herakles darstellten. Der Zeustempel hatte ein tragisches Schicksal: Er wurde 426 auf Befehl von Theodosius II. niedergebrannt und im 6. Jahrhundert durch Erdbeben zerstört, ebenso wie die anderen Monumente des Heiligtums. Sie können die Säulen sowie andere architektonische Elemente noch immer auf dem Boden liegend sehen. Was diesen Tempel aber sicherlich zu einem der bemerkenswertesten der griechischen Welt macht, ist die Tatsache, dass er die kolossale Statue des Zeus beherbergte, ein Werk des großen Bildhauers Phidias. Die Statue wurde wahrscheinlich im Jahr 432 v. Chr. gemeißelt. Phidias war von den Athenern verurteilt worden, weil er Gold von der Statue der Athene (auf der Akropolis) verwendet hatte, woraufhin er seine Werkstatt in Olympia einrichtete, wo er wahrscheinlich bis zu seinem Lebensende blieb. Aus verschiedenen Quellen ist bekannt, dass die Statue eine Höhe von 12,40 m hatte. Zeus saß auf einem Thron und hielt in seiner rechten Hand einen chryselephantinischen Sieg und in seiner linken Hand ein Zepter, das aus allen damals bekannten Metallen gefertigt war und auf dem ein Adler als Symbol der göttlichen Macht saß.

Die Teile des göttlichen Körpers, die nicht vom Mantel bedeckt waren, bestanden aus Elfenbein. Sein Mantel, sein Bart, sein Haar und seine Sandalen waren aus Gold. Sein Haupt war von einem Olivenkranz aus Silber umgeben. Der Thron war aus Ebenholz, Gold, Elfenbein und einem Edelstein gefertigt, den die Schüler des großen Meisters Phidias, Panenos und Kolotes mit zahlreichen mythologischen Szenen verziert hatten. Den Zeugnissen zufolge war das Gesicht des Zeus sanft und drückte die Liebe aus, die der Gott für die Menschen empfand. Die Statue galt als eines der sieben Weltwunder der Antike und erregte die Bewunderung aller Lebenden. Arrian (ein Historiker aus dem 2. Jahrhundert) berichtet, dass es als sehr großes Unglück galt, zu sterben, ohne den Chryselephanthen Zeus gesehen zu haben. Die Legende besagt, dass Phidias nach der Fertigstellung seines Werkes Zeus selbst um ein Zeichen der Zustimmung bat. Der Gott antwortete ihm, indem er einen Blitz in den Tempel schleuderte, ohne etwas davon zu zerstören. Kaiser Caligula wollte die Statue nach Rom bringen und den Kopf des Gottes durch einen ihm ähnlichen ersetzen lassen, doch die Legende besagt, dass die Statue, als die Römer sie erobern wollten, in Gelächter ausbrach und die Angreifer in die Flucht schlug. Das Kunstwerk blieb bis 393 n. Chr. an Ort und Stelle und wurde dann 395 n. Chr. nach Konstantinopel gebracht, wo es bei einem Brand zerstört wurde.