Die größte Party des Jahres

Der Karneval ist das wichtigste Fest des Archipels. Er ist das verbindendste Fest des Jahres, das in der Lage ist, die ganze Insel in Bewegung zu setzen! Am Sonntag nach Epiphanias werden die Feierlichkeiten eröffnet, die bis Aschermittwoch dauern. Die Tage und Nächte verlaufen rasant und fröhlich!

Die Kostüme überbieten sich gegenseitig in ihrem Einfallsreichtum. Man sagt, dass nach Rio de Janeiro und Louisiana die Paraden in Pointe-à-Pitre und Basse-Terre die aufwendigsten sind. Die ewige Verspätung der Paraden gegenüber dem angekündigten Zeitplan tendiert jedes Jahr dazu, kleiner zu werden. Aber das Spektakel bleibt trotzdem märchenhaft! In den Spezialgeschäften und Schneidereien wird schon zu Beginn der Wintersaison fleißig gearbeitet. Vom romantischen Kostüm über das moderne bis hin zum sexy Outfit ist das naive Selbstgebastelte oft am schmackhaftesten. Aber ganz sicher erstrahlen die Strass- und Lichtgewänder jeder Gemeinde für die Dauer einer Parade. Jeder lässt seiner Fantasie mit schillernden Verkleidungen freien Lauf, spielt seine Rolle jeden Tag ein bisschen besser und sorgt für seine eigene Inszenierung... Der Karneval ist eine Zeit des großen Austobens und das ultimative Ventil für die Unterschiede. In diesen Wochen bewegen sich Schwarze, Weiße, Coolies, Békés und Mischlinge unter der Maske der Anonymität. Und wie bei den Ferias im Süden des Hexagons entfesselt man hier seinen Wunsch, zusammen zu sein.

Die drei wichtigsten Tage des Karnevals haben jeweils eine vorherrschende Farbe, die sich auch in den Verkleidungen der Bevölkerung wiederfindet. Dieses Zusammentreffen von Masken und Kostümen findet im Rahmen einer musikalischen und rhythmischen Handlung statt. Vaval, der König des Festes, ist die mythische Figur. Sein Bildnis wird am Ende des Karnevals verbrannt, um deutlich zu machen, dass das Fest vorbei ist. Natürlich übernehmen dann Radiosender, Fernsehsender und das Internet die Regie und spielen eine Art Hymne, in der Regel einen Hit mit expliziten Texten, bei dem der Text verfremdet wird und der alle Zuschauerrekorde bricht. Der Karneval auf Guadeloupe bedeutet ein Jahr Wartezeit, ein Vierteljahr Vorbereitungen, aber vor allem Wochen des Festes und des Volksjubels, die von der gesamten Bevölkerung sehnlichst erwartet werden!

Geschichte des Karnevals

Der Karneval auf Guadeloupe hat seinen Ursprung in der kolonialen Vergangenheit des Archipels. Als sich im 17. Jahrhundert katholische Siedler auf den Antillen niederließen, brachten sie ihre Bräuche mit, zu denen auch der Karneval gehörte. Sie besuchten die Anwesen der anderen und veranstalteten vor der Fastenzeit große Empfänge und Maskenbälle. In dieser Zeit dürfen die Sklaven nicht an all diesen Feierlichkeiten teilnehmen. Artikel 16 des Code Noir, der 1685 von Ludwig XIV. erlassen wurde, verbietet ihnen jegliche Zusammenkünfte. Sie organisieren ihre eigenen Feste, fügen ihnen aber ihre eigene Note hinzu. So finden sich Elemente, die direkt aus ihrer afrikanischen Kultur importiert wurden, wie Masken, Gesänge, Musikinstrumente (Trommel, Ti-Bois, Cha-Cha...) oder sogar Glaubensrichtungen. Diese festlichen Momente sind von der Wiederaneignung afrikanischer Gottheiten geprägt.

Die Herrscher genehmigen dann die Organisation von Paraden innerhalb der Anwesen. Dieser Karneval bietet ihnen einen Moment des Feierns und der Flucht aus ihrem Alltag als Sklaven. Sie können sich z. B. mit Liedern oder Kostümen über ihre Herren lustig machen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen. Während die Feiertage für die Herren am Faschingsdienstag endeten und der Fastenzeit Platz machten, dauerte der Karneval der Sklaven bis Aschermittwoch.

Während des 18. Jahrhunderts war der Karneval mit Verboten belegt. Vor der Abschaffung der Sklaverei war es Sklaven verboten, über das Grundstück ihrer Herren hinaus zu marschieren. Erst nach dem Ende des Sklavensystems durften die ehemaligen Sklaven endlich durch die Straßen ziehen.

Mit der Geschichte verbundene Symbolik

Die Karnevalszeit ermöglicht es den Christen, sich vor der entbehrungsreichen Fastenzeit zu amüsieren und zu genießen. Sie beginnt am Aschermittwoch und dauert 40 Tage. Auch heute noch besitzt der karibische Karneval symbolische Elemente, die stark von der afrikanischen Kultur und der Vergangenheit der Sklaven geprägt sind: Peitschen, Masken, Trommeln, Musikinstrumente ... Man muss die besondere Geschichte der Antillen und den Kampf der Sklaven kennen, um die Präsenz dieser Symbole zu verstehen.

Fette Tage

Auch wenn sich die Festtage über mehrere Wochen erstrecken, sind die festlichsten Tage die fetten Tage von Sonntag bis Aschermittwoch.

Am Faschingssonntag findet eine große, farbenfrohe Maskenparade mit Wagen und Orchestern statt. Die knallenden Peitschen sind ein direkter Hinweis auf die Jahre der Sklaverei. Der Fettmontag ist der Tag der Inversion. Männer verkleiden sich als Frauen und umgekehrt. Es finden burleske Hochzeiten statt. Am Abend findet eine große Nachtparade statt. Der Faschingsdienstag ist das Fest der roten Teufel. Teufel und Teufelchen, ganz in Rot gekleidet, begleiten die Festwagen bei einer Parade. Auf einem der Wagen kann man Vaval, den König des Karnevals, erblicken.

Der Aschermittwoch schließlich ist der Tag des großen "déboulé". Dies ist der krönende Abschluss des Karnevals nach monatelangen Vorbereitungen und wochenlangen Feiern. Die Gruppen marschieren in Schwarz-Weiß und feiern das Ende der Feierlichkeiten.

Vaval, der König des Karnevals

Während der christliche Karneval einen Narrenkönig hat, der vor der Fastenzeit geopfert wird, hat auch der karibische Karneval mit seinen vielfältigen Einflüssen eine emblematische Figur. Es gibt einen König, der die Gestalt einer Puppe annimmt, die durch die ganze Stadt marschiert. Es handelt sich um Vaval, den König des Karnevals. Jedes Jahr wird dem neuen König Vaval ein gesellschaftliches, politisches oder umweltpolitisches Thema zugewiesen. Diese mythische Figur zieht in mehreren Paraden durch die Straßen, bevor sie auf einem öffentlichen Platz verbrannt wird. Das "Verbrennen von Vaval" signalisiert das Ende des Karnevals. Diese Einäscherung ist symbolisch stark: Es handelt sich um eine Reinigung der Seelen, bevor die Fastenzeit beginnt, in der Einschränkungen vorgenommen werden.

Gruppen, die Stars der Paraden

Die großen Paraden werden von zahlreichen Karnevalsgruppen gebildet. Auf Guadeloupe gibt es heute etwa 80 davon. Man kann diese Gruppen in verschiedene Kategorien einteilen.

Einige Gruppen verwenden moderne Instrumente. Man findet zum Beispiel die Gruppen mit hellen Casses, bei denen Tänzer und Musiker zu Fuß marschieren, alles in einer Mischung aus Farben und erhabenen Dekorationen. Die Blechbläser geben den Rhythmus der Parade vor. Die Synthesizer-Gruppen bestehen aus "Synthesizern", Bassgitarren und Lautsprechern, die auf einem Lieferwagen mitgeführt werden. Die Choreografien der Tänzerinnen und Tänzer sind das Highlight. Diese Art von Bands war bis in die 1970er Jahre weit verbreitet, als Fußmärsche an Bedeutung gewannen.

Heute sind traditionelle Gruppen bei Paraden immer häufiger anzutreffen. Die "Hautgruppen" (gwoup a po auf Kreolisch) bestehen aus Musikern, die traditionelle Instrumente benutzen: eine mit einer Ziegenhaut bespannte Trommel oder eine Lambi-Concha. Junge Karnevalisten an der Spitze der Gruppen knallen mit Peitschen, um an die Sklaverei zu erinnern. Die Gruppe Akiyo ist eine Referenz in dieser Hinsicht.

Die in den 2000er Jahren aufgekommenen "Ti Mass-Gruppen" ziehen vor allem junge Leute an. Die Mitglieder tragen eine Gorillamaske, während die Musiker auf Kanister und Snaredrums schlagen. Die bekannteste dieser Bands ist Mass Moul Massif, die einen hervorragenden Ruf genießt.

Mas Vyféò ist eine Band aus der Gemeinde Vieux-Fort. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet und besitzt die Besonderheit, dass sie immer die gleiche traditionelle Tracht getragen hat: Madras-Stoff, Bänder, Maske aus Drahtgitter, Spiegel an der Kopfbedeckung. Auch der Musikstil der Gruppe ist originell, da er auf Flöte, Akkordeon, Triangel und Cha-Cha basiert.

Der Karneval ermöglicht auch das Zusammentreffen kultureller Minderheitengemeinschaften auf Guadeloupe, da es Gruppen aus Haiti, Brasilien und der Dominikanischen Republik gibt. Es gibt sogar eine bretonische Gruppe, Bagad-Karukéra, die die Klänge des Dudelsacks und der Ka (traditionelle lokale Trommel) mischt.

Mythische Charaktere

Inmitten der marschierenden Gruppen begegnen Sie mythischen Figuren, die zu Symbolen innerhalb der Paraden geworden sind. Alle diese Figuren stammen aus der europäischen und afrikanischen Kultur sowie aus der Zeit der Sklaverei.

Männer und Frauen verkleiden sich und verkörpern die "Neg Marron". Sie sind mit einem Lendenschurz bekleidet und vollständig mit Melasse (mit Ruß vermischter Batteriesirup) bedeckt. Sie stellen die braunen Neger dar, d. h. entlaufene Sklaven, die von den Plantagen desertiert waren und selbstständig in den Wäldern lebten, wo sie sich vor ihren Herren versteckten.

Concho-Bläser sind Männer, die in eine Lambi-Concho blasen, die als Musikinstrument dient. Damals wurden die Lambi-Conchos in den Dörfern verwendet, um einen Todesfall oder eine Naturkatastrophe anzukündigen.

Eine weitere Person mit Wiedererkennungswert sind die "Malpwops", die sich in sehr sexy Outfits oder knappen Kleidern kleiden, um auf dem Laufsteg zu marschieren. Ursprünglich waren sie bei Burlesque-Hochzeiten am Rosenmontag zu sehen, später wurden sie immer häufiger. Anzügliche Kleidung und Haltungen sind Teil der Tradition des karibischen Karnevals: Sie verkörpern diese Idee des Abreagierens.

Ein Volksfest

Die Karnevalszeit ist für die Einwohner Guadeloupes die am meisten erwartete Zeit des Jahres. Dieses Fest besitzt eine starke volkstümliche Dimension. Die Feierlichkeiten werden Wochen im Voraus vorbereitet. Die Gruppen üben ihre Lieder, Choreographien und Kostüme mit zahlreichen Workshops und Probesitzungen.

Der Karneval ist ein Ereignis, das die Familien zusammenbringt: Groß und Klein sind Mitglieder der Gruppen. Auch die Zuschauer besuchen mit ihren Familien die Orte, an denen die Umzüge stattfinden. Bei jedem Umzug sind die Straßen voller Menschen aus Guadeloupe, die es kaum erwarten können, den Rhythmen der Gruppen zu lauschen und sich von den bunten Mosaiken verzaubern zu lassen. Schaulustige lassen sich mit ihren Klappstühlen und Kühlboxen entlang der Strecke nieder. Viele sind schon sehr früh vor Ort, um den besten Platz zu ergattern, um die Parade zu bewundern!

Jedes Jahr ist der Karneval auch ein Anlass für Forderungen und Denunziationen. Viele Karnevalisten oder Zuschauer drücken auf Plakaten oder Transparenten ihre Meinung zu gesellschaftlichen Themen (Politik, Soziales, Gesundheit, Geschichte) aus, nicht ohne einen gewissen Sinn für Humor oder einen schrägen Ton!

Der "Ben démaré", Auftakt der Feierlichkeiten

An jedem1. Januar treffen sich einige Karnevalsgruppen, um den traditionellen "ben démaré" durchzuführen. Dabei handelt es sich um eine kleine Parade, bevor man sich zum Meer begibt, um dort zu baden. Eine Möglichkeit, das Jahr gut zu beginnen, indem man alle schlechten Dinge, die im vergangenen Jahr passiert sind, loswird.