Reiseführer Massawa

Massawa war einst ein wichtiger Handelsknotenpunkt, da die Stadt an der Mündung des Roten Meeres strategisch günstig an der Kreuzung der großen Handelsrouten aus Indien und Arabien lag und über Jahrhunderte hinweg alle Arten von Waren über den Hafen transportiert wurden. Die Stadt war begehrt und wurde abwechselnd von Portugiesen, Arabern, Türken, Ägyptern, Engländern und schließlich von den Italienern besetzt, die sie 1890 für zehn Jahre zur Hauptstadt ihrer Kolonie Eritrea machten, bevor sie sie durch Asmara ersetzten. Die Architektur der Stadt zeugt von dieser turbulenten Geschichte. Der osmanische Einfluss ist aufgrund der langen türkischen Besetzung der Region (sie kontrollierten die Stadt drei Jahrhunderte lang) sehr deutlich vorherrschend. Die Ägypter, die ihnen folgten, errichteten einige Gebäude, darunter den Gouverneurspalast, der heute noch zu sehen ist, dessen Verfall aber kaum zu übersehen ist. Unter der italienischen Besatzung wurden dann viele prächtige Villen errichtet, von denen heute leider nur noch wenige Spuren zu sehen sind. Massawa, einst als eine der schönsten Städte am Roten Meer bekannt, wurde während des Unabhängigkeitskriegs stark zerstört, und die Narben sind noch immer sichtbar: Einschusslöcher und teilweise zerstörte Gebäude sind allgegenwärtig.Auch wenn Massawa seinen früheren Glanz verloren hat, ist es immer noch eine Stadt mit einem überwältigenden Charme. Tagsüber zwingt die drückende Hitze die Einwohner, sich in ihren Häusern zu verkriechen, und die kleine Hafenstadt gleicht einer Geisterstadt, doch sobald die Sonne untergeht, kehrt das Leben zurück. Die Männer treffen sich im Café und die Frauen verbrennen Räucherstäbchen auf der Türschwelle ihres Hauses. Bald ist es stockdunkel und der süße, duftende Rauch breitet sich in den Lehmgassen aus und wird von der leichten Abendbrise mitgerissen. Die Atmosphäre ist magisch und es scheint fast möglich, Rimbaud in einer Seitengasse zu begegnen.