Reiseführer Gdańsk

"Die Perle der Ostsee": So wird hier Gdańsk genannt, eine gewaltige Metropole und ein großer historischer Hafen, der auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurückblicken kann. Die Hansestadt, die besser unter ihrem deutschen Namen Danzig bekannt ist, war im Mittelalter eine der wohlhabendsten Städte Europas und die Königin der Region, die alle Absatzmärkte in Mitteleuropa und den Eingang nach Polen kontrollierte. Die Stadt der Kaufleute, kosmopolitisch, deutsch, polnisch, aber auch kaschubisch, jüdisch, holländisch, schwedisch und sogar schottisch. Ihre Zerrissenheit im 20. Jahrhundert verkörpert den Bankrott Europas, wie der Roman Die Trommel von Günther Grass, einem ihrer Söhne. Denn hier beginnt der Zweite Weltkrieg mit dem deutschen Angriff auf die Bucht von Gdańsk. Der Krieg beschädigte die Stadt zwar, doch die Bemühungen des kommunistischen Polens um den Wiederaufbau trugen Früchte und die Altstadt erstrahlte wieder in ihrem alten Glanz. Der vergangene Kosmopolitismus ist für immer verschlungen, Gdańsk ist nun polnisch; aber der Handel blüht wieder auf, die Ostsee hat ihre Rolle zwischen Skandinavien, den baltischen Staaten, Russland und Deutschland wiedergefunden.Als Symbol in der zeitgenössischen Geschichte eines Arbeiterpolens, das über Solidarność und den ersten freien polnischen Präsidenten Lech Wałęsa mutig seine Unabhängigkeit erlangt hat, erstickt die Hansestadt seit den 1950er Jahren unter Beton, Industrie und Autobahnen. Dennoch bleibt Trójmiasto ein faszinierendes Ganzes: mit der reichen Altstadt, einer Oase in einer stark städtischen Umgebung, mit Sopot, einem eleganten Seebad mit der längsten Mole Europas, dem schönsten polnischen Fenster zur Ostsee, und mit Gdynia, einem Wald aus Beton, Sozialwohnungen und einem großen Hafen, der in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verankert ist. Die drei Städte bilden einen 35 km langen, kontrastreichen Ballungsraum, der gleichzeitig einen Einblick in die verschiedenen Aspekte Polens gewährt.