Reiseführer Nouakchott

Es war der Präsident Mokhtar Ould Daddah, der am 24. Juli 1957 beschloss, das damalige Dorf zur Hauptstadt Mauretaniens zu machen. Warum wurde ein solcher Ort, an dem es nicht einmal einen Palmenhain gab, als Sitz der Behörden des neuen Staates gewählt? Für diese Entscheidung gab es mehrere Gründe, die sowohl politischer als auch geografischer Natur waren.Seit jeher war Mauretanien oder das, was es werden sollte, zwischen seiner arabisch-berberischen und seiner schwarzafrikanischen Bevölkerung hin- und hergerissen, wobei es abwechselnd unter die Herrschaft der einen oder der anderen geriet, bis es schließlich zu dem heute geltenden Status quo gelangte. Geografisch gesehen hatte Nouakchott den Vorteil, dass es, obwohl es sich auf maurischem Gebiet befand, sehr nahe an der schwarzen Bevölkerung der Senegal-Flussregion lag. Diese Wahl war entscheidend dafür, dass sich die ewigen Spannungen zwischen den beiden Völkern abschwächten, ohne jedoch zu verstummen. Atar und Nouadhibou, die eine Zeit lang als Hauptstadt in Betracht gezogen wurden, lagen zu weit im Norden, während Rosso, ebenfalls ein Kandidat, zu weit im Süden lag.Klimatisch wurde der Standort als günstig eingeschätzt, obwohl der Standort der zukünftigen Hauptstadt bei den außergewöhnlichen Regenfällen von 1950 zwei Meter unter Wasser stand. Allerdings machte der ozeanische Einfluss die hohen Temperaturen erträglich und in Nouakchott sorgte die Meeresbrise am Abend sogar für eine willkommene Abkühlung.Am 5. März 1958 wurde der Grundstein für Nouakchott offiziell gelegt. Der Ursprung des Namens der mauretanischen Hauptstadt ist sicherlich auf die Muschelhaufen zurückzuführen, die der Ozean, als er die Region noch bedeckte, hinterließ. Ein Forscher, Mokhtar Ould Hamidoun, weist darauf hin, dass Nouakchott etymologisch so viel bedeutet wie "der Ort, an dem beim Graben eines Brunnens das Wasser auf einem Niveau erscheint, auf dem es von Muscheln wimmelt."Galoppierende DemografieDie Bevölkerung der Hauptstadt ist von 5.000 Einwohnern bei ihrer Gründung auf heute fast eine Million angestiegen, was die Prognosen in die Höhe schnellen ließ. Diese rasante Bevölkerungsentwicklung wurde durch die Dürreperioden der Jahre 1973-1974 ausgelöst. Nomadische Viehzüchter, deren Herden dezimiert wurden, und sesshafte Bauern, deren Land unfruchtbar geworden war, flohen aus dem Busch und suchten Zuflucht in Nouakchott. Dieser Bevölkerungszustrom brachte die üblichen Probleme mit sich. Die Wasserversorgung der Hauptstadt, die zunächst durch Brunnen und später durch Zisternen sichergestellt wurde, ist heute offenbar gelöst. Seit 1964 ist Nouakchott an ein riesiges fossiles Wasserreservoir mit einer Fläche von 180 km2 angeschlossen, das sich in einer Tiefe von etwa 30 Metern und 60 Kilometer östlich von Nouakchott in Idîni befindet. Das Wasser wird mithilfe von Rohrleitungen dorthin gebracht und deckt derzeit den Bedarf der Einwohner der Hauptstadt. Im Gegensatz dazu bleibt das Erneuerungspotenzial dieses fossilen Grundwassers ungewiss, was Nouakchott mit einer gefährlichen Unsicherheit belastet. Aus diesem Grund wird in ernsthaften Projekten die Machbarkeit des Baus von Infrastrukturen zur Entsalzung des Meerwassers untersucht.Die Bevölkerung von Nouakchott ist jung, und die Menschen kommen hierher, um Handel zu treiben oder einer anderen Tätigkeit nachzugehen, auch wenn die Arbeitslosigkeit hoch ist. Hier gibt es medizinische Versorgung, Schulbildung und Strom, was im Busch nicht immer der Fall ist.Die Stadt wird strukturiert, und es entstehen langsam aber sicher Siedlungen mit Wasser- und Stromversorgung, die die "spontanen Siedlungen", d. h. die Slums, ersetzen. Die Behörden weisen den Neuankömmlingen Parzellen am Rande der Hauptstadt zu. Nouakchott wächst am Rande des Asphalts, im Nordosten entlang der Wasserleitung und im Südwesten in Richtung des Hafens. Innerhalb von 40 Jahren ist die städtische Bevölkerung in Mauretanien von 5 % auf über 60 % gestiegen. Fast jeder dritte Mauretanier lebt in Nouakchott.