Reiseführer Assouan

Die Griechen nannten die Handelsstadt zwar Syene, doch in den ältesten Zeiten war es vor allem der Name Elephantine, an den wir denken müssen. Assuan liegt am ersten Katarakt (Wasserfall), am Eingang zum Land Kusch, Nubien. Es ist ein anderes Ägypten, ein Scharnier zum Sudan und zu den Schwarzen Pharaonen. Damals wohnte man auf Elephantine und auf der Insel Sehel. Die Steinbrüche mit rosa Granit dienten im ganzen Land zur Ausschmückung der Tempel oder als Rohstoff für die Bildhauer monumentaler Statuen.Seit Kôm-Ombo ist das Tal enger geworden, der Sand ist gelber, fast goldbeladen, und die Palmenhaine, die die Straße und die Eisenbahnlinie säumen, heben sich mit ihrem Grün von dem in der Sonne brennenden Mineralstoff ab. Daher richtet man seine Augen natürlich mehr auf den Nil, der blauer, dunkler und kälter ist. In den Vertiefungen der von den Fluten abgerundeten Granitblöcke versteckt sich der Gott Hâpy, der dem Fluss bei Hochwasser Kraft verlieh.Die Elefantentriade aus Khnoum, Satet und Anouket mit ihrem Vorarbeiter Hâpy ist also seit dem Bau des hohen Staudamms am Oberlauf des Flusses im Jahr 1970 ein wenig arbeitslos geworden. Es gibt keine Überschwemmungen mehr und der Fluss fließt einfach weiter. Der Nil ist jedoch nicht so ruhig, wie er aussieht, da starke Strömungen in 50 Metern Tiefe zwischen den Inseln tödliche Strudel erzeugen. An den sandigen Ufern des Westufers tauchen die Badegäste daher in den Fluss ein: Das ist die neueste Modeaktivität!Assuan ist das Tor zu Nubien, dessen Volk wieder einen Platz in der Gesellschaft gefunden hat. Nach der Vertreibung und der Zerstörung der Häuser der Stämme, die entlang des nun vom Nassersee überfluteten Nils lebten, waren die Nubier an den Rand gedrängt worden. Von nun an haben sie die Macht über die Stadt zurückgewonnen und ein Besuch der nubischen Dörfer ist zu einem Muss geworden. Ein Teil von ihnen kämpft dafür, dass ihre Sprache und Kultur vom ägyptischen Staat wirklich anerkannt werden.