Reiseführer Bird

Eine Insel für Einsame? Mit ein paar Tausend Nachbarn auf einem Quadratkilometer nicht gerade... Goldregenpfeifer, Zebratauben, Fregattvögel, Rotfußtölpel, Papageientaucher, Gelbschnabelsturmtaucher, Turmfalke, Grünreiher, Marianen-Noddi, Strohschwänze und Seeschwalben aller Art: Diese Nachbarn werden nie der nächtlichen Ruhestörung bezichtigt. Die Koralleninsel Bird verdient ihren Namen zu Recht, vor allem von Mai bis September, wenn 2 Millionen Seeschwalben sie besiedeln, um dort zu nisten. Dennoch wird die Insel, auf der die Vögel König sind, offiziell immer noch "Kuhinsel" genannt, da die vielen Seekühe (eigentlich Dugongs) an ihren Ufern diesen ersten Namen, der 1756 auftauchte, rechtfertigten. Fünfzehn Jahre später wurde die Insel von den Engländern in Bird Island umbenannt, wegen der "unzähligen Vögel", die in einem Bericht des Kapitäns des Kreuzers Eagle erwähnt wurden. Der Franzose Malavois verwies 1787 auf die "Seltenheit der Bäume für Holz" und "einen einzigen Teich mit frischem Wasser von schlechtem Geschmack". Ein weiteres französisches Schiff, die Hirondelle, erlitt 1808 mit 180 Korsaren an Bord an einem nahegelegenen Riff Schiffbruch, wobei die Überlebenden 22 Tage auf der Insel lebten, bevor sie auf einem Floß nach Mahé segelten. Nach der Passage eines anderen Schiffes ging 1882 noch in die Geschichte ein, dass zwei Bewohner Fisch und Vögel salzten, mehr ist jedoch nicht bekannt. Die Ausscheidungen der Vögel führten zwischen 1895 und 1905 zu einem bedeutenden Guano-Handel: 17.000 t dieses Düngers wurden in diesem Jahrzehnt exportiert, was Bird zu einer sehr lebendigen Insel mit fast 100 Arbeitern machte. Es ist auch bekannt, dass in den 1930er Jahren das Land von Bird für den Anbau von Baumwolle, Kokosnüssen und Papaya genutzt wurde. Diese Aktivitäten trugen dazu bei, dass die Population der Flussseeschwalbe dezimiert wurde. Laut einer Zählung gab es nur noch 65.000 Paare, die auf die Sandbänke an der Nordspitze der Insel beschränkt waren. Der Rückgang war nicht nur auf die Lebensraumprobleme zurückzuführen, sondern auch auf die missbräuchliche Sammlung der berühmten Eier. Zu Beginn des Jahrhunderts wurden während der Legesaison etwa 40.000 Kisten mit je 1.000 Eiern gesammelt. Es ist daher verständlich, dass die Insel teilweise abgeholzt wurde, um das lukrative Sammeln von Eiern zu erleichtern. Bird ist immer noch weniger bewaldet als die meisten anderen Koralleninseln, hat aber dennoch teilweise seine Vegetation wiedererlangt: Filaos, Kokospalmen und Papayabäume. Die nördlichste Insel des Archipels, die 1500 m lang und 600 m breit ist, liegt am nördlichen Rand des unterseeischen Plateaus, das als Seychellenbank bekannt ist, etwa 100 km von Mahé entfernt. Ein paar Meilen weiter endet das Korallenriff plötzlich vor einem 2 km langen Abgrund, der für Hochseefischerei geeignet ist. Die Gäste kommen in erster Linie hierher, um Vögel zu beobachten, die so wenig scheu sind, dass sie Ihnen schnell zu verstehen geben, dass Sie bei ihnen zu Hause sind und nicht umgekehrt. Das Idol der Insel ist jedoch Ihre Majestät Esmeralda, die bekannteste Schildkröte der Seychellen, eine der schwersten (304 kg) und ältesten (ca. 200 Jahre) Schildkröten der Welt. Ein echter Star, diese Schildkröte... männlich und immer zum Posieren bereit! Am Strand gibt es von Oktober bis Februar Hawksbills, Meeresschildkröten, die Bird zu ihrem bevorzugten Brutplatz erkoren haben. Sie sind tagsüber häufig auf dem Sand zu sehen, wo sie gerne ihre Eier ablegen. Auch sie haben hier einen perfekten Ort gefunden, um ihre Art fortzuführen. Es ist nicht überliefert, ob einige Gäste der benachbarten Hütten die langen Abende ohne Fernseher nutzen, um es ihnen gleichzutun... Die Lodge bietet jedenfalls einige sportliche Aktivitäten an. Diese naturbelassene Insel ist ein Paradies für alle, die sich nach Reinheit sehnen. Viermal pro Woche fliegt die kleine zweimotorige Maschine der Air Seychelles in einer halben Stunde von Mahé auf die Graspiste dieser 70 Hektar großen Insel, die eine Hochburg des Naturtourismus ist.