CARNAVAL D'OLINDA

Dies ist neben dem Karneval in Recife der authentischste Karneval außerhalb der Stadtmauern. Er ist vielleicht auch beliebter, denn hier muss man kein T-Shirt oder andere Eintrittskarten kaufen - wie es in Salvador und natürlich in Rio de Janeiro, den sehr kommerziellen Karnevals, der Fall sein kann -, um ganz nah am Geschehen zu sein. Alle sind draußen, in den Straßen der Altstadt und der Cidade Alta. Hunderte von Gruppen, jede mit ihrem eigenen Kostüm, sorgen für die musikalische Unterhaltung: Frevo, Troças, Blockos, Maracatus, Caboclinhos und Afoxés- all diese Traditionen, die aus der Vermischung der weißen, schwarzen und indigenen Bevölkerung entstanden sind, sind vertreten. Was den Karneval in Olinda so einzigartig macht, ist sicherlich der Umzug der riesigen Puppen, der bonecos gigantes: Es gibt bereits mehr als hundert davon und jedes Jahr werden neue Figuren kreiert. Diese Puppen sind ein europäisches Erbe der Prozessionen des ¹⁵. Jahrhunderts, als Darstellungen von Heiligen die Umzüge bei religiösen Festen begleiteten. In Olinda findet man heidnische Neuinterpretationen dieser Figuren, wie die des Homem da Meia-Noite - des Mitternachtsmannes -, der als erster auf die Straße geht und den Beginn der Feierlichkeiten ankündigt. Der Karneval ist auch ein Moment der sozialen und politischen Kritik, bei dem die Marionetten der öffentlichen Personen, die das aktuelle Geschehen bestimmen, nach den Extravaganzen derjenigen, die sie bewegen, in Szene gesetzt werden.