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Eine große Herausforderung

Mit seiner blühenden Wirtschaft scheint Singapur seit seiner Unabhängigkeit auf einem Sprungbrett zu stehen, das es dazu veranlasst, seinen außergewöhnlichen Finanzplatz aufrechtzuerhalten. Der asiatische Drache hat sich immer wieder bewährt und profitiert von seiner privilegierten geografischen Lage in Südostasien, einer echten Drehscheibe für den Handel. Singapur hat es geschafft, viel ausländisches Kapital anzuziehen, was das Land in die Top 5 der Weltwirtschaftsmächte katapultiert hat, und dieses rasante Wachstum auf so engem Raum muss nun mit den neuen Umweltgesetzen in Einklang gebracht werden. Wie kann es gelingen, Stadtplanung und Vegetation in Einklang zu bringen? Die Herausforderung ist groß, und doch scheint in Singapur alles möglich zu sein..

Pulau Ujong, die Hauptinsel der 64 Inseln des Stadtstaates, erstreckt sich über eine Fläche von etwa 600 km2 mit einer Bevölkerung von etwa 5,6 Millionen Menschen, was uns die Auswirkungen des Modernismus auf das einstige Land erahnen lässt. Die schwindelerregenden Zahlen des Wirtschaftswachstums in Singapur deuten nicht darauf hin, dass die Natur auf diesem kleinen Raum noch ihre Rechte hat, doch dieses Modell einer kosmopolitischen Stadt beweist, dass auch zwischen Natur und Stadtplanung Harmonie herrscht. Welche Mittel werden neben dem Klima, das eine so dichte Vegetation begünstigt, eingesetzt, um gigantische Begrünungsprojekte zu ermöglichen?

Wenn Millionen und Natur gut zusammenpassen

Das feuchtwarme Äquatorialklima begünstigt die Entwicklung einer üppigen Vegetation, die vom Flughafen Changi über die Naturschutzgebiete im Norden bis hin zum Stadtzentrum zu sehen ist. Mit über 300 Parks und etwa 7 Millionen Bäumen kann die asiatische Stadt mit ihren natürlichen Elementen prahlen. Dazu gehören die berühmten Botanic Gardens, die den englischen Gärten des 19. Jahrhunderts nachempfunden sind und die weltweit größte Vielfalt an Orchideenarten bieten - nicht weniger als 1.000 Arten und 2.000 Hybriden. Im Stadtzentrum vermittelt der Fort Canning Park mit seinem riesigen Wasserreservoir das Gefühl eines Großstadtdschungels... Der Mac Ritchie Reservoir Park im Norden erstreckt sich über 2.000 Hektar und beherbergt das älteste Süßwasserreservoir der Stadt. Was den Westen des Gebietes betrifft, so haben die Behörden beschlossen, das Gebiet zu erhalten, um eine Dschungel-Trainingsfläche für die Armee vorzusehen. Zu diesen von Mutter Natur gebotenen Elementen kamen natürlich auch Investitionen hinzu, um noch mehr Grünflächen zu generieren. Die einzigartige Konzentration großer Reichtümer im Land ermöglichte auch den Einsatz innovativer Techniken, die die verrücktesten Projekte ermöglichen. Die größten Ingenieure, Architekten und Botaniker beschäftigen sich mit der Gartenstadt und das Ergebnis scheint mehr als überzeugend zu sein: Das Tree House Condominium ist ein emblematisches Beispiel dafür. Die private Wohnanlage besteht aus vier 24-stöckigen Türmen, die jeweils vollständig begrünt sind. Das Projekt ist eine technische Meisterleistung, die Energie und Wasser spart und den Bewohnern eine sehr angenehme Aussicht bietet. Ein weiteres schönes Beispiel ist dasOasia Hotel, das einen Hauch von frischer Luft zwischen den Hochhäusern bietet. Das komplett bewachsene Gebäude bietet einen schönen Ausblick auf die zukünftigen Bauprojekte der Stadt.

Starke Beteiligung der Regierung

Um mit der wachsenden Bevölkerung und dem unvermeidlichen Verschwinden der ursprünglichen Grünflächen zugunsten von Stadtentwicklungsprojekten fertig zu werden, hat die Regierung Singapurs große Mittel in die Hand genommen, denn die Aufgabe war es, ihren Stadtstaat zu einem Ort zu machen, an dem es sich gut leben lässt. Seit der Unabhängigkeitserklärung Singapurs am 9. August 1965 machte Premierminister Lee Kuan Yew es zu seinem Leitmotiv, den Stadtstaat zu einer Gartenstadt auszubauen. Die Idee dahinter war, neben der Verbesserung der Lebensqualität für die Einheimischen, ein herausragendes Reiseziel zu werden, das ausländisches Kapital anzieht und von den großen asiatischen Megastädten wie Seoul oder Shanghai beneidet wird. Der Schwerpunkt lag daher von Anfang an auf der Anpflanzung von Bäumen und der Schaffung von Infrastrukturen, die es den Anwohnern ermöglichen sollten, möglichst viele Grünflächen zu nutzen. 1975 wurde das Department of Parks and Recreation gegründet, eine staatliche Einrichtung, die beweist, dass die Begrünungskampagne ein konkretes Ziel hatte. 1996 wurde die Abteilung in National Parks Board umbenannt, das die Flora Singapurs förderte und die großen Anlagen wie die botanischen Gärten und die großen nationalen Schutzgebiete kontrollierte. Die Idee war, das Bewusstsein der Industrie zu schärfen und Wettbewerbe für die Meistbietenden und Ehrgeizigsten zu organisieren... Durch Projekte wie Skyrise Greenery stellt die Regierung nun Zuschüsse für Projekte zur Verfügung, die Grün in die Stadtlandschaft integrieren, indem sie Ingenieure, Botaniker und Architekten auswählt, die innovative Projekte vorschlagen. Das Ziel ist es nun, die Gartenstadt in eine Stadt im Garten zu verwandeln!

Wahnhafte Infrastrukturen werden zu Symbolen

Zu den Wahrzeichen Singapurs gehören neben dem berühmten Merlion und dem Luxushotel Marina Bay Sands auch die Gardens by the Bay. Das Projekt bleibt zweifellos das beste Beispiel für die Strategie der Regierung zur Förderung der Gartenstadt. Die Gardens by the Bay bestehen aus drei Gärten im Süden, in der Mitte und im Osten und erstrecken sich über eine Fläche von 100 Hektar. Im Jahr 2006 wurde von der Regierung ein Wettbewerb ausgeschrieben, um die besten internationalen Projekte anzuziehen. Das Ergebnis ist verblüffend und zieht jedes Jahr Millionen von Besuchern an. Der größte der drei Parks, Bay South, wurde 2012 eröffnet und entstand nach einem Entwurf des Schweizer Architekten Luc Schuiten. Zwei gigantische Gewächshäuser, der Flower Dome und der Cloud Forest, bilden das Mittelmeer- und Bergklima nach, umgeben von Wasserfällen und Tausenden von Baum- und Pflanzenarten, die wunderbar gepflegt werden. Das Highlight sind zweifellos die berühmten Supertree Grove, ein Avatar-ähnlicher Spaziergang zwischen riesigen Metallbäumen, die von einer immer üppiger werdenden Vegetation bedeckt sind. Singapur scheint den Weg der nachhaltigen Entwicklung gut eingeschlagen zu haben, mit einem Plan, der in fünf Säulen zusammengefasst ist: Stadt in der Natur, nachhaltige Zukunft, grüne Wirtschaft, Energie-Reset und resiliente Zukunft (www.greenplan.gov.sg). Eine schöne Herausforderung!