Theater Paris 14 75014

Eine Rokokofassade mit Girlanden und grinsenden Masken: Kein Zweifel, wenn man hier eintritt, ist man sich sicher, dass es ein Spektakel geben wird! Das sagten sich auch schon die Gäste dieser Adresse, die seit anderthalb Jahrhunderten besteht. Aus Materialien, die er auf der Abrissbaustelle des Theaters der Ausstellung von 1867 gesammelt hatte, ließ der Limonadenfabrikant François Jamin in der Rue de la Gaîté ein Café-Concert errichten. Das Concert de la Gaîté-Montparnasse öffnete 1868 seine Türen. Georges Dorfeuil junior nimmt die Sache Anfang des 20. Jahrhunderts in die Hand und wirbt junge Künstler wie Maurice Chevalier und Georgius an. Während der Années folles bietet der Saal Gesangsrunden, Nacktheit und Dramen, alles ohne erkennbare Logik. Die Gaîté wurde später zu einer Music Hall, in der Sänger und Chansonniers auftraten: Roger Nicolas, Fred Adisson, Gina Manès... 1945 richtete die Schauspielerin Agnès Capri, die bei Jouvet und Pitoëff gespielt hatte, hier ein Avantgarde-Theater ein, in dem eine junge Debütantin namens Marie-Juliette Gréco auftrat. Nachdem das Theater Anfang der 1950er Jahre geschlossen wurde, begann das Abenteuer 1958 mit Michel Fagadau von neuem. Bis 1978 leitete er den Saal und inszenierte viele Aufführungen. Danach teilten sich Music Hall und Theater das Programm: Font et Val, Jean-Roger Caussimon, Luis Rego, Le Père Noël est une ordure, par le Splendid... Die großen Schauspieler waren seitdem alle in der Gaîté: Catherine Rich, Pierre Arditi, Charlotte Gainsbourg, Fanny Ardant, Niels Arestrup...

In diesem kleinen Theater mit etwa 50 Plätzen, in dem in den 1950er Jahren Stücke von gewagten Autoren wie Genet und/oder aus dem Ausland uraufgeführt wurden, werden seit den 1980er Jahren Stücke von jungen Talenten - Autoren, Schauspielern, Regisseuren und Theatergruppen - gezeigt. Seit 2002 werden hier Ausbildungsworkshops angeboten, die - natürlich unter bestimmten Bedingungen - Zugang zur Bühne des Guichet Montparnasse ermöglichen. In diesem Saal werden auch Stücke für das junge Publikum aufgeführt.

Seit 1980 ist La Comédie Italienne in einer ehemaligen Polizeistation untergebracht. Ein benachbartes Geschäft wurde angebaut, um die Eingangshalle zu vergrößern. Der Saal mit etwa 100 Plätzen bietet ausschließlich Stücke klassischer und zeitgenössischer italienischer Autoren, von denen viele noch nie in Frankreich aufgeführt wurden. Seine Gründer sind die Schauspielerin Hélène Lestrade und der Regisseur Attilio Maggiulli, ein ehemaliger Schüler des Piccolo Teatro in Mailand, der an der Comédie-Française und am Théâtre du Soleil von Ariane Mnouchkine studiert hat. Er ist ein Spezialist für Commedia dell'arte und hatte 1974 das Teatrino Italiano de Montparnasse in der Rue du Maine 15 gegründet. Pantomimen, Texte von Ovid, Goldoni, Machiavelli, Casanova, Malaparte, Gramci, Pavese oder Pasolini wurden hier in französischer Sprache auf die Bühne gebracht. Außerdem erteilt eine Schule für italienische Commedia an diesem einzigartigen Ort Unterricht und organisiert Praktika.

Drei Säle - vierhundertachtzehn, zweihundertdreißig und einhundertvierundvierzig Plätze - bilden dieses Theater, das sich in der berühmten grünen Cité internationale universitaire befindet, in der auch ausländische Studenten untergebracht sind. Hier werden Theater- und Tanzstücke, neue Zirkus- und Marionettenaufführungen, Ausstellungen von Kunst- und Videokunst sowie Konzerte aufgeführt. Konferenzen, Treffen, Workshops, offene Proben und Lesungen sind sowohl für Zuschauer als auch für Fachleute zugänglich. Die Anfänge des Theaters gehen auf das Jahr 1968 zurück. In den letzten vier Jahrzehnten waren hier: Jérôme Savary, die Bread and Puppet, Victor Garcia, Antoine Vitez, Jean-Marie Patte..

Seit 1817 gab es mehrere Veranstaltungshäuser an dem Ort, an dem der heutige Saal - siebenhundertzwanzig Plätze - 1886 erbaut wurde. Sie wurde durch die Zeit geprägt, in der Gaston Baty sie von 1930 bis 1943 leitete. Er führte hier Klassiker auf und öffnete seine Bühne für Produktionen wie Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill. In den folgenden Jahren verhalf das Theater Montparnasse vielen angelsächsischen Autoren zu mehr Bekanntheit in Frankreich: Peter Schaffer, Arnold Wesker, Noël Coward, Harold Pinter, Murray Schisgal... Myriam de Colombi leitet das Theater seit 1984. Zu den Aufführungen, die sie uns präsentiert hat, gehören : Der Nachtwächter von Sacha Guitry mit Yasmina Reza und Fabrice Luchini, Das Geheimnis mit Anny Duperey, Pierre Vaneck und Fabrice Luchini, Das wahre Leben von Tom Stoppard mit Pierre Arditi, Evelyne Bouix, Catherine Rich, Der Laden an der Straßenecke nach Ernst Lubitsch mit Florence Pernel, Samuel Labarthe, Jean-François Derec, Wojtek Psoniak.. Das Petit Montparnasse - zweihundert Plätze - wurde 1979 in einem ehemaligen Lager für Bühnenbilder gegründet. Es hat die Entstehung neuer Talente ermöglicht. Hier wurden Versuche durchgeführt, von denen einige sehr erfolgreich waren.