Reiseführer Gonfreville-L'Orcher

Die heutige Gemeinde Gonfreville-l'Orcher erstreckt sich von der Seine im Süden bis zum Fluss Saint-Laurent im Norden und umfasst eine Fläche von über 25 km2. Sie bezieht ihren Geldsegen aus diesem Gebiet, da drei der zehn größten Arbeitgeber des Stadtverbands Le Havre Seine Métropole hier ansässig sind, darunter Total Raffinage France. Zwei ehemalige Dörfer bilden die heutige Gemeinde: Gonfreville, das auf den Klippen thront und wahrscheinlich von einem Anglo-Skandinavier namens Gunnfriðr gegründet wurde, und Gournay, ein Dorf, das sich entlang des Nebenflusses Lézarde entwickelt hatte. Die mittelalterliche Burg von Orcher verleiht Gonfreville seine Bedeutung: Da die Engländer die Mündung der Seine kontrollierten, hatten sie hier eines ihrer Kommandos. Im 19. Jahrhundert werden sowohl in Gournay als auch in Gonfreville Fabriken entlang der Seine eröffnet, in dem Gebiet, das immer noch Mayville genannt wird, nach dem Vornamen einer Schneider-Tochter, der das Unternehmen gehörte. Die Nachkriegszeit veränderte die Geschichte der Gemeinde: Von 1945 bis 1947 dehnte sich hier das amerikanische Militärlager Philipp Morris auf 525 Hektar aus. Es blieben 598 Baracken übrig, in denen Bewohner lebten, die auf ein Dach über dem Kopf warteten. Die in der Gemeinde und in anderen angrenzenden Gemeinden angesiedelten Fabriken zogen eine große Bevölkerungszahl an, die in einem umfangreichen Programm von Sozialwohnungen untergebracht wurde, die ab 1959 auf dem Plateau von Gonfreville errichtet wurden. In diesem Komplex scheinen die alten Überreste verloren zu sein: Ein prächtiger sechseckiger Taubenschlag aus schwarzem Feuerstein bildet ein seltsames Paar mit der Kirche Notre-Dame-de-la-Consolation, die die Fackeln des Industrietals überragt.