Reiseführer Tari

Tari war lange Zeit das Ende des Endes von Papua, die Endstation auf dem Highlands Highway. Die Stadt Tari besteht aus einer Straße entlang des Flughafens mit einigen Geschäften und einem vagen Supermarkt, in dem es kaum etwas anderes als die von den Papua verwendeten Grundnahrungsmittel zu kaufen gibt. Tari wird montags und freitags extrem belebt, da an diesen Tagen der große Markt stattfindet, der mit den Flügen von Air Niugini zusammenfällt. Aber egal an welchem Tag, wir raten Ihnen davon ab, alleine dort spazieren zu gehen. Zum einen wegen der Taschendiebe, zum anderen aber auch, weil die Atmosphäre leicht sehr aufgeheizt sein kann, da die Huli für ihre kriegerischen Sitten berühmt sind. Stammeskriege sind in der Region nach wie vor häufig und fordern jedes Jahr viele Tote. Vor allem Menschenansammlungen können gefährlich sein. Wie überall in Papua-Neuguinea ist die Bevölkerung äußerst gastfreundlich gegenüber Besuchern und viele Einheimische kommen spontan mit ihnen ins Gespräch, begleiten sie eine Weile oder laden sie für ein paar Tage in ihr Dorf ein. Obwohl dies in den meisten Fällen eine willkommene Gelegenheit für unvergessliche Begegnungen und Einblicke in die Kultur der Huli ist, sollte man sich bei der Entscheidung, ob man seinen neuen Freunden folgt oder nicht, auf seinen gesunden Menschenverstand verlassen. In den kommenden Jahren wird sich Tari aufgrund eines bereits weit fortgeschrittenen Öl- und Gasförderungsprojekts, das nur wenige Kilometer von der Station entfernt ist, voraussichtlich stark verändern. Die Auswirkungen auf Tari in Bezug auf den Zugang und die Infrastruktur scheinen offensichtlich zu sein. Eine mehrspurige Straße zum künftigen Fördergebiet ist im Bau, ein neuer Flughafen ist geplant und das LNG-Projekt wird die Region direkt betreffen. Es bleibt jedoch abzuwarten, was die Huli aus dieser "Chance" machen werden, wenn man die negativen Aspekte bedenkt, die ein Bergbauprojekt zwangsläufig mit sich bringt.Die Huli Wigmen sind berühmt für ihre Perücken(Wig bedeutet Perücke; Wigmen sind Perückenmänner). Die Perücken, die mit Stolz getragen werden und mit einer komplizierten und kodifizierten Federanordnung geschmückt sind, werden in komplizierten Initiationsriten aus dem Haar des Besitzers hergestellt. Früher musste ein junger Mann, der das Alter erreicht hatte, in dem ihm ein Bart bis zum Kinn wuchs, eine Initiation durchlaufen, um ein vollwertiger Mann zu werden und zu heiraten. Er ging in geheime Lager im Wald, wo er von Schamanen und anderen initiierten Männern begleitet wurde, die ihm alles beibrachten, was ein Krieger und Familienvater wissen musste, um für seinen Klan, sein Land und seine Familie zu sorgen. Außerdem lernte er, sich in einer streng regulierten und wirtschaftlich armen Gesellschaft wie ein angesehener Mann zu verhalten. Während der gesamten Dauer dieser Initiation, d. h. mehrere Monate lang, durften die jungen Männer die Frauen weder sehen noch gesehen werden, sie auf keinen Fall berühren oder mit Gegenständen in Berührung kommen, die sie berührt hatten. Die Wege, die sie benutzten, waren ihnen vorbehalten, und wenn sie unglücklicherweise keine andere Wahl hatten, als einen von einer Frau berührten Gegenstand zu nehmen, wickelten sie vorsichtshalber ein Blatt um den Gegenstand, bevor sie ihn ergriffen... Die Frauen signalisierten ihre Anwesenheit schon von weitem durch Schreie oder Gesang und hinterließen Spuren ihres Besuchs. Auch beim Essen gab es viele Tabus, denn die Eingeweihten aßen nur "trockene" Nahrung wie Taro und Süßkartoffeln, die in der Glut gegart wurden. Nie Gemüse, Schmoren und erst recht kein Fleisch oder Fett... Die größte Sorge galt jedoch dem Wachsen ihrer Haare in Form von Perücken. Die Haarpflege, für die die Schamanen zuständig waren, erforderte tägliches Gießen mit "magischem Wasser", einem Wasser, das mit Pflanzen vermischt war und über das bestimmte Formeln gesprochen wurden. Dieses Wasser sollte der Haarmasse Kraft und Vitalität verleihen, wodurch sie schneller wuchs. Am Ende dieses Prozesses mussten sich die Jungen einer "Prüfung" unterziehen. Anschließend wurde ihre Rückkehr in die Gemeinschaft und ihr neuer Status als Mann mit einem Fest gefeiert, bei dem auch ein Schwein gegessen wurde. Wenn der Neueingeweihte nicht sofort heiratete, entschied er sich für weitere Initiationszyklen, die mit neuen Perückenformen (insgesamt vier Modelle) belohnt wurden, die alle das Ansehen in der Gemeinschaft erhöhten. Die vierte Perücke in Form eines napoleonischen Zweispitzes signalisierte einen tapferen Mann, der alle Initiationen durchlaufen hatte und eine wichtige Position in seinem Klan einnehmen würde. Heutzutage sind die Initiationsriten viel einfacher geworden, aber viele Jungen lassen ihre Perücken immer noch "wachsen", und sei es nur, um an den "Singsings" teilnehmen zu können, die Prestige, finanzielle Einkünfte und, warum nicht, Eroberungen von Frauen mit sich bringen... Eine Begegnung mit den Huli ist eine der stärksten Erfahrungen, die Papua-Neuguinea zu bieten hat, so eigenartig ist ihr Charakter und so stark ihre Kultur. Bei einem Aufenthalt in einem Dorf können Sie ihre Süßkartoffelgärten besuchen, die in typischen Hügeln angebaut werden, und die besondere soziale Organisation der Huli kennenlernen. Die Männer leben zusammen in "Männerhäusern", während die Häuser der Frauen - eines pro Familie - über die Felder verstreut sind. Der Wechsel zwischen scharfen Bergen und sumpfigen Ebenen beschert der Region wunderschöne, sehr fotogene Landschaften. Die Schweine sind hier noch zahlreicher als anderswo und die Süßkartoffel bleibt unverzichtbar. Abgesehen von der Ambua Lodge, die Trans Niugini gehört, gibt es keine Unterkünfte, die ihren Gästen Strom oder warmes Wasser garantieren können.