Reiseführer Portland

Seltsam. Fantastisch. Einzigartig. Portland könnte die utopische Stadt sein, und doch ist sie sehr real. Energisch versammelt sie eine amerikanische Jugend, die sich nach Freiheit und Party, aber auch nach Erfolg sehnt. Hier kann man im Vergleich zu anderen amerikanischen Großstädten ohne viel Geld leben und trotzdem erfolgreich sein. Ist derAmerican Way of Life in diesem alten Hafen noch aktuell? Blinkende Neonröhren, Stripclubs und Kunstgalerien - hier herrscht eine seltsame Atmosphäre, daher auch der Slogan der Stadt "Keep Portland Weird". Die Einwohner wundern sich kaum, sie schnauben diese Idee aus: "We live in a weird happy bubble"(Wir leben ineiner seltsamen, fröhlichen Blase). Ja, Portland bringt uns zum Träumen, weil es sich selbst erneuert hat.Während die Wirtschaft früher hauptsächlich auf dem Flusshandel und der Forstwirtschaft beruhte, hat sich die Stadt heute auf Spitzentechnologie, spezialisierte Industriezweige und Dienstleistungsunternehmen ausgeweitet. Viele international renommierte Unternehmen haben ihren Hauptsitz in der Stadt. Die Stadt wird als PDX, P-Town, Stumptown, City of Roses, Bridge City oder Beervana bezeichnet, was für ihren jungen Geist und ihre Dynamik spricht.Portland ist unser Liebling an der Westküste. Diese kleine Stadt, die gleichzeitig alternativ und friedlich ist - man sagt, Portland sei die Stadt, in der die jungen Leute in Rente gehen - hat alles, was eine große Stadt braucht. Hier spricht man übrigens nicht von Portland, sondern von derVolksrepublik Portland (People's republic of Portland), da sich die Funktionsweise der Stadt und ihre Bestrebungen von den übrigen amerikanischen Städten zu unterscheiden scheinen.In den 1990er Jahren zog Portland Arbeiter an, da Doc Martens, Nike und Adidas vor Ort ansässig waren, und junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren, da die Stadt Arbeitsplätze in den Bereichen Grafik- und Internetdesign anbot. Vor allem aber sind die Mieten kategorisch niedriger als anderswo. Fast 10.000 Künstler ließen sich nieder, um von den niedrigen Mieten zu profitieren, und so entstand das kreative und alternative Fieber von Portland. Heute ist sie ein strategisches Erbe für die Stadt, die wegen ihrer Underground-Kultur immer mehr Touristen anzieht. Die Stadt ist kreativ und hat Nike und Intel hervorgebracht, aber auch Glass Candy, The Dandy Warhol und Gus Van Sant. Als unbestreitbar linke Stadt zeigt sie immer wieder eine große geistige Offenheit. Zunächst in politischer Hinsicht. Im Januar 2009 wählte sie Sam Adams zu ihrem Bürgermeister und wurde damit zur größten amerikanischen Stadt, die einen offen homosexuellen Bürgermeister wählte. Im Januar 2017 wurde Ted Wheeler, ein Demokrat, der sich ebenso politisch für Gleichberechtigung und Umweltschutz einsetzt, der 53. Bürgermeister von Portland.Portland ist eine engagierte Stadt, die sich auch während der Occupy-Bewegung 2011 hervorgetan hat. Das Interesse an der Politik ist auch deshalb so groß, weil Portland der Politik eine große Durchsetzungskraft zuspricht. Bereits in den 1970er Jahren startete die Stadt dank des Gouverneurs Tom McCall ein revolutionäres Projekt: Die Autobahn, die durch die Stadt führt, sollte entfernt und in eine grüne Promenade umgewandelt werden. Damals schrie man Skandal, heute erkennt man das Umweltgenie der Kleinstadt an. Und Portland macht in Sachen Umwelt nicht halt: Hier isst man Bio, trennt seinen Müll, benutzt meistens das Fahrrad, Solarpaneele statten die öffentlichen Mülleimer aus, um den Müll zu komprimieren, und grüne Dächer, die es ermöglichen, das Regenwasser abfließen zu lassen und aufzufangen. Dank all dieser Vorzüge wurde Portland mehrfach zur angenehmsten Stadt der USA gewählt. Kein Wunder, dass viele Künstler, insbesondere Musiker, in den Nordwesten ziehen und seit den 2000er Jahren eine neue Musikblase geschaffen haben, in der Indie-Musik die Hauptrolle spielt. Und noch ein Punkt für Portland!