Reiseführer Lecce

Was soll man über die Verwunderung des Reisenden sagen, der zum ersten Mal nach Lecce kommt! Es ist in der Tat unmöglich, Apulien zu besuchen, ohne in dieser wunderschönen Stadt Halt zu machen, genauso wie man die Toskana nicht entdecken kann, ohne in Florenz zu bleiben. Die Hauptstadt des Salento ist ein wahres Freilichtmuseum, das durch seine monumentalen Tore von der Außenwelt abgeschirmt wird, und ein getreues Spiegelbild des goldenen Zeitalters Apuliens, des Lecceser Barocks, der im 17. Jahrhundert die mittelalterlichen Monumente mit seinem Geist entstaubte. Alle Gebäude in Lecce tragen das Zeichen dieses raffinierten Stils, der weit entfernt von der römischen Monumentalität ist und dessen Ironie und Vorliebe für launische Verzierungen der Stadt eine faszinierende Leichtigkeit verleihen. All dies wird durch den Pietra Leccese sublimiert, den blonden Kalkstein, der beim Bau von Kirchen und Palästen verwendet wird und dessen Farbe sich im Laufe des Tages ändert - rosig bei Sonnenaufgang, honigfarben bei Sonnenuntergang. Lecce bleibt auch eine aristokratische Stadt, in der der Geist einer Kultur der alten Traditionen verweilt und eine Art elegante "Dekadenz" herrscht, die dieser Stadt sehr eigen ist: Die Kleidung ist erlesener als anderswo, die Sprache ist reiner und der Humor eine wahre Lebenskunst. Das "Florenz des Südens", wie die Stadt auch genannt wird, wurde zwar nur wenig von der Renaissance beeinflusst, da sie durch den barocken Überschwang charakterisiert ist, aber was ihre Atmosphäre mit der von Florenz vergleichbar macht, ist die Konzentration an architektonischen Wundern, die aristokratische Pracht, die Gassen ihres Zentrums und das Innere ihrer Paläste. Lecce ist wie eine Theaterkulisse, erstarrt und lebendig zugleich, verführerisch und überraschend zugleich.