Reiseführer Kharkiv (Харкiв)

Die Stadt wurde 1659 in der wilden Steppe gegründet, um den Kosaken als Militärstützpunkt zu dienen. Sie wurde nach dem Vorbild der kosakischen Sitschs (Militärkolonien) von Bauern errichtet, die vor der Leibeigenschaft flohen. Aufgrund ihrer Effizienz bei der Verteidigung der Grenze waren sie bis ins 17. Jahrhundert hinein weitgehend unabhängig von Großrussland. Ende des 17. Jahrhunderts verlor Charkiw seinen Status als Festung und wurde zu einem der Verwaltungszentren der Ukraine. Zu dieser Zeit verlieren die Kosaken ihre Autonomie. Im 18. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zu einem der wichtigsten Handels- und Industriezentren der Ukraine. Zwischen 1919 und 1934 war sie sogar die Hauptstadt der Sowjetunion. Da sie während des Zweiten Weltkriegs teilweise zerstört wurde, nutzte die sowjetische Regierung nach Kriegsende die Gelegenheit, um kilometerlange Siedlungen und Industriegebiete zu errichten. Obwohl die Stadt heute vor allem als Industriezentrum bekannt ist, hat sie es dennoch geschafft, sich zu einem wichtigen kulturellen und wissenschaftlichen Zentrum zu entwickeln und verfügt über mehr als 20 Hochschulen, darunter eine Universität mit 120.000 Studenten. Charkiw ist auch für zwei Spezialitäten berühmt. Man kann dort den größten Platz Europas mit einer Fläche von 100.000 m² besichtigen und das Haus der Industrie, den ersten Wolkenkratzer, der zwischen 1925 und 1929 in der UdSSR gebaut wurde, besichtigen. Schließlich ist trotz der Nähe Charkiws zu Russland (ca. 40 km von der Grenze entfernt) das nationale und patriotische Gefühl sehr stark ausgeprägt. Als überwiegend russischsprachige Stadt ist sie die kulturelle Hauptstadt der Ostukraine. Die Musikszene ist hier besonders aktiv, vor allem für Rock und alternative Musik.