Reiseführer Wrocław

Wrocław, die viertgrößte Stadt Polens mit 650.000 Einwohnern und Hauptstadt der Woiwodschaft Niederschlesien, ist eine der attraktivsten Städte Polens. Sie ist lebendig, universitär, modern und voller architektonischer Wunder, die unglaublich sind, wenn man bedenkt, dass am Ende des Zweiten Weltkriegs kaum etwas von ihr übrig geblieben war. Ihr Rynek ist einer der schönsten des Landes, ihre Barockkirchen und -universität sind prächtig, die Insel ihrer Kathedrale ist am charakteristischsten. Die Stadt ist ein Schmelztiegel der Kulturen, wie die Kunst, die sie bewohnt und ständig verändert, beweist. Nur wenige polnische Städte sind so kreativ, die Stadt ist jetzt mit Graffiti und ungewöhnlichen Statuen übersät. Wenig "polnisch", da ihre Schätze hauptsächlich deutschen und österreichischen Ursprungs sind, wird sie vom nationalen Tourismus oft in den Hintergrund gedrängt, hinter Krakau, Poznań und Gdańsk. Dabei steht sie ihren Schwestern in nichts nach. Wrocław ist eine einzigartige, paradoxe und fast ungreifbare Landschaft: Mehr als eine Stadt ist sie irgendwo zwischen zwei Städten, die nicht dazu bestimmt waren, zu verschmelzen: Breslau, wie sie hieß, als sie deutsch war, allgegenwärtig und gleichzeitig verschwunden, und Lwów, eine polnische Stadt vor dem Krieg, die fast systematisch mit Institutionen und Bewohnern in die Kulisse der ersteren "eingezogen" ist. Eine Stadt, die in der Kulisse einer anderen lebt, daraus entstand Wrocław, das mehr als jede andere vom neuen Polen, dem Polen nach 1945, geformt wurde. Vielleicht aus diesem Grund schreitet sie voran, erneuert sich ständig und ist definitiv dem Westen und der Moderne zugewandt.