Reiseführer Siponj

Das Dorf, das 50 km von Rushan entfernt liegt, wird manchmal auch Bartang genannt. Die Dorfbewohner, die häufig von den Bewohnern des Iazgulum- und Vantch-Tals oder von Afghanen angegriffen wurden, hatten die Angewohnheit, sich in den Höhlen, den sogenannten mobeguim bawone, zu verschanzen, die in den Berghang hinter dem Dorf gegraben wurden. Sobald die bewaffneten Banden in Sichtweite waren, wurden dort Frauen und Kinder versteckt, die ein beliebtes Ziel der Banditen waren. Die Plünderer waren sunnitische Muslime und betrachteten die Ismailiten als schlechte Gläubige, die wie Ungläubige in die Sklaverei verkauft werden konnten.Die Höhlen, die auch als Zufluchtsort bei Hochwasser oder starkem Regen dienten, sind heute eine Domäne von Kindern, die so leicht wie Eidechsen klettern können. Waren sie ursprünglich zoroastrische Felsengräber, wie man sie im Iran findet? Jedenfalls sieht man sie häufig in den Klippen der Täler von Bartang und Wakhan. Eine besonders große Höhle, die Malik Khadja Bawone genannt wird, führt angeblich auf die andere Seite des Berges zu den Iazgulum.Wie jedes Dorf im östlichen Pamir hat auch Siponj seinen Oston, einen heiligen Ort, der auf Tadschikisch auch Mazar genannt wird. Die Haltung der Sowjetmacht war je nach Dorf unterschiedlich, aber oft wurde derOston zerstört, der Mullah und die Widerspenstigen wurden getötet oder irgendwo nach Sibirien geschickt und alle religiösen Rituale waren verboten. Trotz dieser Zensur haben die Ältesten bestimmte Traditionen bewahrt und die Namen der Oston nicht vergessen. Der Ursprung der Oston geht tatsächlich viel weiter zurück als die muslimische Eroberung, und diese wenigen ungewöhnlich geformten Steine, die man in allen Dörfern zusammengesetzt sieht, müssen heilige Stätten der Feuerverehrung gewesen sein. Sie erinnern auch an die iranischen Astodan , Totenräume, in denen die abgemagerten Knochen aufbewahrt wurden. DerOston von Siponj, Bobo Alisho genannt, befindet sich am unteren Ende der Höhlen. In Siponj leben etwa 100 Familien.