Stellen Sie sich ein kleines Dorf mit 300 Familien in den Bergen von Westtimor vor... Es ist schwer, diesen Ort auf einer Landkarte zu finden, und doch birgt er aufgrund seiner Natur und des Wissens, das seine Bewohner über sie haben, einen immensen Reichtum. In dieser Oase namens Boti hält der König an den Traditionen fest und sorgt für das Wohlergehen der Bewohner, vor allem dank seines großen Wissens über Pflanzen und ihre Verwendung. Ob zum Essen, als Schutz, Kleidung oder zur Pflege - Pflanzen spielen eine wichtige Rolle. Mehr noch, sie sind Garant für den sozialen Zusammenhalt und regeln die Verbindung zwischen den Menschen selbst. Die Beziehung zur Natur ist eine Quelle des Glücks und des Wohlbefindens. Gehen wir auf Entdeckungsreise.


Der Kern des Dorfes: der Gemeinschaftsgarten

In Boti bewirtschaften die Bewohner zusätzlich zu ihrem eigenen Garten einen Gemeinschaftsgarten, aus dem sich jeder bedienen kann, insbesondere wenn es einmal hart auf hart kommt. Wenn einer der Bewohner beim Stehlen erwischt wird, wird er nicht nach dem Zivilrecht bestraft. Stattdessen setzen sich die Dorfbewohner dafür ein, sein Land so zu bearbeiten, dass er nicht mehr in Not gerät


Ein Lebensrhythmus, der sich am Rhythmus der Natur orientiert

Das Dorf organisiert sich mit einer eigenen neuntägigen "Woche", die jeden Tag mit einem Thema verbindet. Ein Tag ist zum Beispiel der Ruhe der Erde gewidmet, an diesem Tag ist es verboten, seine Parzelle zu bearbeiten.
Die Regenzeit entspricht einer Zeit der "Tabus". So nennt man die Sperrzeiten, in denen es verboten ist, bestimmte Pflanzen zu essen, um sie zu ehren, auch wenn sie bestimmte Kulturen behindern. Ebenso gibt es eine Saisonalität für den Bau von Lebensräumen, die sich an der Zeitlichkeit der Tabus orientiert, die sich im Laufe der Monate gemäß einem Boti innewohnenden Glaubenssystem ändern. Das Ende eines jeden Tabus wird durch eine Zeremonie markiert, die das Recht verleiht, die betreffende Pflanze erneut zu pflücken.


Die kulturelle Verbindung von Pflanzen und Menschen

In Boti beruhen sogar die sozialen Beziehungen auf der Beobachtung biologischer Phänomene, die in der Natur vorkommen. Daher enthält auch die Sprache viele botanische Metaphern, um bestimmte menschliche Verhaltensweisen zu bezeichnen. Beispielsweise kann die Ehe als die Vereinigung der Betelnuss ausgedrückt werden: Zutaten, in denen das "weibliche" Konzept - die Areka-Nuss - mit der "männlichen" Frucht der Betelrebe verbunden wird. Die Nachkommen einer unerlaubten Ehe werden ihrerseits als koto ma boko (Bohnen und Kürbisse) bezeichnet. Diese beiden Pflanzen werden in den entlegensten und am wenigsten gepflegten Gemüsegärten angebaut und wachsen ineinander.


Pflanzen, die unglaubliche Kunsthandwerke und typische Gebäude hervorbringen

Berühmt für ihre Webereien, lernen die Frauen schon in jungen Jahren, Baumwolle zu ernten, zu spinnen, zu färben und zu weben, um daraus hochwertige Kleidung, Schals und andere Verzierungen herzustellen. Eine wirtschaftliche Quelle für das Dorf. Die Männer hingegen beschäftigen sich mit dem Bau traditioneller Häuser, deren Materialien ausschließlich von Pflanzen aus der Umgebung stammen. Die Begriffe Autonomie und Wohlbefinden finden hier ihren Ausdruck. Es gibt zwei Arten von traditionellen Häusern in Boti: das Ume kbubu, das für Frauen bestimmt ist, und das Lopo, das Männer beherbergt.


Eine Spiritualität, die zu Wohlwollen unter den Bewohnern führt

Die Bewohner von Boti haben ihr animistisches Glaubenssystem seit Generationen beibehalten. Uis Neno (der Göttliche Geist) und Uis Pah (der Gott der Erde und der Ahnengeister) lehren die Menschen, eine gute Beziehung zwischen Mensch und Gott, zwischen den Menschen selbst und zwischen den Menschen und der Natur zu pflegen. Dieser Glaube führt dazu, dass man sich um die Natur und um jeden Einzelnen in der Gemeinschaft kümmert. Die Bewohner von Boti respektieren den Geist ihrer Vorfahren als ihre Beschützer und als Brücke zwischen ihnen selbst, der Natur und dem göttlichen Geist

In einer Zeit, in der viele Menschen die Begriffe Autonomie, kurze Wege und globale Ökologie, die menschliche Werte mit Verhaltensweisen gegenüber der Umwelt verbindet, hinterfragen, könnten wir viel von diesem kleinen Dorf lernen.