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Le Watergate, boîte tendance sur les rives de la Spree (c) Author\'s Image.jpg

Klassische Musik

Als Friedrich II. (der Große) 1740 an die Macht kam, erlebte das Berliner Musikleben einen regelrechten Aufschwung. Als musikbegeisterter König, der selbst Flötist war, umgab er sich schon früh mit einer Gruppe brillanter Musiker (einem kleinen Privatorchester), in dem sich große Namen wie die Brüder Carl Heinrich (1704-1759) und Johann Gottlieb Graun (1702-1771) versammelten, die Brüder Franz (1709-1786) und Johann Benda (1713-1752), Christoph Schaffrath (1709-1763), Johann Gottlieb Janitsch (1708-1762) und Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788), der Sohn von Johann Sebastian. Einige Jahre später schlossen sich ihnen Johann Joachim Quantz (damals der größte Flötist Europas) und Georg Anton Benda (1722-1795) an und sollten gemeinsam eine neue Ästhetik begründen, die als Bindeglied zwischen Barockmusik und Klassik fungierte und heute als "Berliner Schule" bekannt ist. Diese lange Zeit unterschätzte Periode brachte jedoch sehr viele Werke hervor, von denen die meisten einen unbestreitbaren Charme und Erfindungsreichtum aufweisen.

Friedrich II. war ein großer Opernliebhaber und wollte Berlin zur Hauptstadt des Genres machen und ein Gebäude errichten, das mit der prächtigen Oper in Dresden konkurrieren konnte. So begann er mit dem Bau der Staatsoper Unter den Linden. Sie wurde 1743 eingeweiht und hat im Laufe der Zeit ausnahmslos musikalische Genies hervorgebracht. Auch heute noch nährt der Ort das musikalische Prestige der Hauptstadt, dank seines musikalischen Leiters, dem riesigen argentinisch-israelischen Dirigenten Daniel Barenboim (der auch die berühmte Staatskapelle, das Orchester der Oper, leitet).

Erst ein Jahrhundert später, als Friedrich Wilhelm IV. den preußischen Thron bestieg (1840), brachte die Hauptstadt eine neue große deutsche Persönlichkeit hervor: Felix Mendelssohn (1809-1847). Mendelssohn wurde vom König nach Berlin berufen - der die Hauptstadt zu einem großen Kunstzentrum machen wollte - und mit der Aufgabe betraut, das Musikleben der Stadt neu zu organisieren. In weniger als einem Jahrzehnt vor Ort erlangte der Komponist einen phänomenalen Bekanntheitsgrad und komponierte einige seiner berühmtesten Werke, wie den Sommernachtstraum

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Obwohl die deutsche Wirtschaft nach 1918 ausgeblutet war, erlebte das Land in den 1920er Jahren (1923-1929) einen Aufschwung, der mit einem goldenen Zeitalter der Kunst einherging. In diesem Aufschwung trafen hier einige der wichtigsten Figuren der deutschen Musik des 20. Jahrhunderts aufeinander, wie z. B. Arnold Schönberg (1874-1951). Jahrhunderts. Dieser Autodidakt mit revolutionärem Geist erforschte die Atonalität und den freien Atonalismus, bevor er die berühmte serielle Dodekaphonie entwickelte, ein Verfahren, das er mit größter Virtuosität bis zum Äußersten ausreizte. Ohne ins Detail zu gehen, versuchen Schönbergs Arbeiten und Werke, die Musik von ihren Grundlagen - der tonalen Hierarchie - zu befreien, und verwenden Dissonanzen als Rohstoff. Schönberg war ein avantgardistischer Komponist, dessen Bruch mit den klassischen Kompositionsregeln die gesamte gelehrte Musik des Jahrhunderts inspirierte, insbesondere seine Berliner Zeitgenossen Ferruccio Busoni (1866-1924) und Kurt Weill (1900-1950).

Heute werden der Reichtum und die Dynamik der gelehrten Musik in Berlin sehr gut durch die verschiedenen Symphonieorchester der Stadt repräsentiert, allen voran die Berliner Philharmoniker. Sie sind eines der größten Orchester der Welt und haben ihren Sitz in der Philharmonie, in der Nähe des Potsdamer Platzes, in einer Straße, die nach Herbert von Karajan benannt ist, dem legendären österreichischen Dirigenten, der 35 Jahre lang sein Chef war. Nach ihm hatte das Orchester nur prestigeträchtige Nachfolger: Claudio Abbado (1989-2002), Simon Rattle (2002-2018) und nun Kirill Petrenko (seit 2019). Nicht ganz so schillernd, aber fast genauso brillant, ist das Konzerthausorchester historisch gesehen das Orchester von Ostberlin. 1952 gegründet und im Konzerthaus beheimatet, ist es so etwas wie das klassische Gegenstück zur Philharmonie und verteidigt liebevoll das romantische Repertoire unter der Leitung des großartigen ungarischen Dirigenten Iván Fischer (seit 2012). Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin , das jüngste der wichtigsten Ensembles der Stadt, wurde

in den 1960er Jahren als Sprungbrett für talentierte Anfänger gegründet. Ohne festen Wohnsitz tritt das Orchester überall auf, mit einer Schwäche für die Philharmonie (verständlicherweise). Das Ensemble, das heute von Robin Ticciati geleitet wird, hat im Laufe der Zeit eine Vielzahl renommierter Dirigenten an seinem Pult erlebt: Lorin Maazel (1964-1975), Riccardo Chailly (1982-1989), Vladimir Ashkenazy (1989-1999), Kent Nagano (2000-2006) und Tugan Sokhiev (2012-2016).

In Berlin ist der Besuch der Staatsoper eine ganz besondere Erfahrung. In der Hauptstadt gibt es nicht nur drei international renommierte Einrichtungen, sondern auch die Institution selbst ist anders als in Frankreich. Getragen von einer viel demokratischeren Tradition, mischen sich hier Jeans mit Abendkleidern und die Inszenierungen (wie auch im Theater) sind manchmal sehr gewagt, um nicht zu sagen provokativ. Neben dem bereits erwähnten Staatsoper Theater gibt es in Berlin noch zwei weitere große Opernhäuser: die Deutsche Oper und die Komische Oper. Letztere ist die Komische Oper von Berlin und daher traditionell auf Operetten spezialisiert. Die Deutsche Oper hingegen macht ihrer modernen Architektur alle Ehre (sie wurde im Krieg zerstört und in den 1960er Jahren wieder aufgebaut) und bietet moderne Inszenierungen von Klassikern von Verdi, Mozart, Wagner oder Werken aus dem 20. Bemerkenswert ist auch, dass am Rande der großen Opernhäuser die Neuköllner Oper wie ein UFO wirkt. Das Theater im einst populären Arbeiterbezirk Neukölln hat sich durch weniger bekannte Kreationen mit einem breiten Spektrum an Genres von experimenteller Kammermusik über Music Hall bis hin zu großen romantischen Opern etabliert.

Elektronische Musik

Berlin ist die europäische - um nicht zu sagen die Welthauptstadt des Techno. Das Genre ist untrennbar mit der Stadt verbunden und ihr Nachtleben und ihr Clubbing-Angebot sind für einen Großteil ihres Tourismus verantwortlich. Um das Phänomen zu verstehen, ist es wichtig, bis ins Jahr 1989, den Tag nach dem Fall der Mauer, zurückzugehen. Damals strömten Tausende junger Ost- und Westdeutscher in die Stadt, um zu feiern, und besetzten zahlreiche leer stehende Flächen, vor allem in Mitte, dem ehemaligen Stadtzentrum von Ostberlin. Kraftwerke, Bunker, Hangars, U-Bahn-Stationen...: Alles konnte zu einem temporären Club werden. Aber um die Leute zum Tanzen zu bringen, muss man ihnen etwas zum Tanzen geben. Der Mitte der 1980er Jahre in Detroit entstandene Techno kam zu dieser Zeit auch nach Deutschland. Unter den Händen legendärer Künstler wie dem Duo Basic Channel wurde das Genre mit Dub (jamaikanischer Elektronik) angereichert, um an Substanz und Tiefe zu gewinnen. So wurde Minimal (oder "Minimal Techno") geboren und ein typischer Berliner Sound entstand. In den späten 2000er Jahren trugen Persönlichkeiten wie Paul Kalkbrenner und Ellen Allien, die zu großen Stars des Genres wurden, und Filme wie Berlin Calling dazu bei, das Image des feierfreudigen Berlins zu verbreiten und seine Musik in die Welt hinauszutragen. Heute haben die illegalen Hausbesetzungen Platz gemacht für Clubs, die zwar offiziell sind, aber immer noch Freiräume für die Jugend und die Gegenkultur bieten. Der berühmteste unter ihnen ist natürlich das Berghain, der Tempel des Techno, von dem Clubber auf der ganzen Welt besessen sind. Hier ist man sich nie ganz sicher, ob man überhaupt reinkommt, denn alles hängt von dem ikonischen Physio Sven mit seinem tätowierten Gesicht ab. Im Inneren ist (fast) alles erlaubt, zu den Klängen der Crème de la Crème der DJs. Als Künstler ist es eine enorme berufliche Anerkennung, im Berghain aufzutreten. Mit der Zeit ist das Berghain so zum Gral aller jungen Touristen in Berlin geworden, eine internationale Marotte. Manche "Partys" dauern mehrere Tage, wobei die Tagesparties (vor allem sonntags) offener sind und manchmal auch Familien und Kinder dabei sind. Einige andere ikonische Clubs befinden sich ebenfalls in Mitte, wie der KitKatClub, Berlins angesagtester Fetischclub, oder der Tresor, ein Tempel des Genres, der einst in einem Tresor untergebracht war (daher der Name) und dessen gleichnamiges Label zu den einflussreichsten zählt. Ebenfalls unverzichtbar in Kreuzberg sind das Watergate mit seinem magischen Blick auf den Fluss und der Club Der Visionäre, ein kleiner Ort am Kanal, der sich hervorragend für eine Before-Party eignet. In Kreuzberg gibt es auch einen fabelhaften Plattenladen, Space Hall, der riesig ist und ... alles hat. Auch der angesagte Laden HHV (in Friedrichshain) kann einige gute Vinylplatten anbieten.

Theater

Jahrhunderts mit Autoren wie Kleist entwickelte, erlebte das Berliner Theater bis 1814 eine seiner besten Perioden. Jahrzehnte später, als Otto Brahm, der große Regisseur der damaligen Zeit, 1894 die Leitung des Deutschen The aters übernahm, erlebte das Berliner Theater eine neue Blütezeit. Doch erst in den 1920er Jahren, in der Zeit des Aufschwungs, trat die große Figur der Berliner Dramatik hervor: Bertolt Brecht. Er ist ein großer Geist und berühmt für seine von Kurt Weill vertonte Dreigroschenoper (1928), eine brennende Anklage gegen den Aufstieg des Nationalsozialismus, und für Der unaufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (1941), der eine erstaunlich aktuelle Thematik enthält. Nach seiner Rückkehr aus dem Exil gründete er 1949 das Berliner Ensemble, das er zu einer Plattform machte, um die Avantgarde seiner Zeit zu fördern. Nach seinem Tod im Jahr 1956 führten die Regisseure dort nicht nur Brechts Stücke weiter auf, sondern setzten auch seine Ambitionen fort. In den 1990er Jahren übernahm Heiner Müller die Leitung des Theaters, ein Gigant der deutschen Dramatik, dessen Werk vom Untergang des Westens geprägt ist. In jüngerer Zeit ist die Schaubühne zu einer der wichtigsten Theaterinstitutionen Berlins geworden, die durch die Persönlichkeit einiger ihrer Intendanten wie Peter Stein und Thomas Ostermeier geprägt ist, die zu den größten europäischen Regisseuren geworden sind.