LAC HOAN KIÊM

Die Legende des Sees geht auf die Gründung der Lê-Dynastie zurück. Lê Loi, ein armer Fischer, ging jeden Tag zum See. Eines stürmischen Abends schenkte ihm der Genius des Sees, die Goldene Schildkröte, ein Schwert und verkündete ihm, dass er zum Befreier des Volkes auserwählt worden war, der gegen das Mittelreich kämpfen würde. Nach seinem Sieg im Jahr 1428 ließ sich Lê Loi unter dem Namen Lê Thai Tô zum Kaiser krönen und begründete damit die Lê-Dynastie. An einem anderen stürmischen Abend, als er allein am Ufer des Sees verweilte, der sein Schicksal verändert hatte, durchzuckte ein weiterer Blitz den Himmel, das Schwert wurde ihm entrissen und er sah, wie es in den Tiefen des Wassers versank. Es heißt, dass man manchmal bei Mondschein seinen magisch leuchtenden Widerschein auf der schlafenden Welle sehen kann.

Von der Legende zur Naturwissenschaft. Doch die Schildkröte hat nichts mit dem Monster von Loch Ness gemein, und ihre Erscheinungen sind sehr real. Es handelt sich um eine Riesenschildkröte, die 2 m lang, 1,10 m breit und ca. 200 kg schwer ist. Die Schildkröte hat eine weiße Markierung am Hinterkopf. Um welche Art handelt es sich? Im Jahr 2000 taufte Professor Ha Dinh Duc die Schildkröte auf den Namen Rafetus leloii

. Er ist nämlich davon überzeugt, dass es sich um eine besondere Art handelt, von der diese Riesenschildkröte das letzte Exemplar sein soll. Für Douglas Hendrie, einen westlichen Experten, gehört die Riesenschildkröte aus dem Hoan-Kiêm-See zu einer Art, die auch in China vertreten ist. In Vietnam gibt es 28 Schildkrötenarten, die alle auf der Liste der gefährdeten Arten stehen. Die Schildkröte wird für ihre Langlebigkeit bewundert, aber zu ihrem Pech sagen die Vietnamesen ihr auch aphrodisierende und geschmackliche Eigenschaften nach, die sie in einigen Spezialitätenrestaurants zu einer beliebten und teuren Delikatesse machen.

Die verletzte Schildkröte, die gefangene Schildkröte, aber die freigelassene Schildkröte.

Im ersten Quartal 2011 erlebte die Schildkröte im Hoan-Kiêm-See schmerzhafte Stunden. Als sie aus dem Wasser gezogen wurde, versetzte sie das Land in Angst und Schrecken. In letzter Zeit hatten ihre wiederholten Auftritte gezeigt, dass sie mehrere Verletzungen erlitten hatte. Man hatte beschlossen, ihr eine Quarantäne anzubieten, in der das Wasser des Sees gereinigt werden sollte. Dank des Eingreifens der Armee konnte die Schildkröte eingefangen und auf der kleinen Insel in der Mitte des Sees angesiedelt werden, die mit einem künstlichen Teich in ein Erholungszentrum umgewandelt wurde. Nach einem Monat Behandlung erhielt die Schildkröte ihren Entlassungsschein.

Die Schildkröte ging, die Legende bleibt.

Das Geburtsdatum von Cu Rua, der "Urgroßmutter Schildkröte", ist bis heute nicht bekannt. Bekannt ist hingegen, dass sie am Nachmittag des 19. Januar 2016 tot aufgefunden wurde. Kurz zuvor hatte eine ungewöhnliche Kältewelle die Hauptstadt erfasst. Es war auch der Tag vor der Eröffnung des 12. Nationalen Kongresses der Kommunistischen Partei Vietnams und die sozialen Netzwerke beeilten sich, die Nachricht weiterzuverbreiten, die als schlechtes Omen interpretiert wurde und bei der Bevölkerung von Hanoi, die sehr an diesem Schutzwesen hing, echte Verwirrung auslöste. Die ersten Meldungen der offiziellen Medien wurden vom Regime kurzzeitig zensiert, da es eine Kontroverse vermeiden wollte, in der es mit den Dekreten des Himmels in Konflikt geraten würde. das Volkskomitee der Stadt Hanoi erklärte: "Die alte Schildkröte ist verschwunden, ihr Körper hat Geburt, Alter, Krankheit und Tod erlitten". Die Legende hingegen verzaubert weiterhin den See des zurückgegebenen Schwertes.