PALAIS DES FESTETICS (FESTETICS KASTÉLY)

Der Palast der Familie Festetics ist ein riesiges spätbarockes Schloss mit zwei Flügeln und einem einzigen asymmetrischen Turm. Aufgrund seiner Größe ist es das zweitgrößte in Ungarn, nach denen in Fertőd und Gödöllő.

Das aus Kroatien stammende Geschlecht der Festetics gründete durch wohlhabende Bündnisse und geschickte Politik große Ländereien in Ungarn. Keszthely und seine Umgebung gingen 1739 in den Besitz der Festetics über. Der Bau des Schlosses, der sich über zwei verschiedene Epochen erstreckt, wurde von Kristóf Festetics 1745 in Angriff genommen. Das Schloss war vom französischen Stil inspiriert, mit einem Ehrenhof in Form eines "U" und einem streng geometrischen Park. Pál Festetics wurde von Kaiserin Maria Theresia als Dank für seine Dienste am Hof der Habsburger in den Adelsstand erhoben.

Graf György Festetics (1775-1819), der berühmteste des Geschlechts, verwandelte das Familienschloss in einen glänzenden Palast. Dies war das goldene Zeitalter des Schlosses. Auch die Stadt Keszthely und sogar das ungarische Bildungssystem verdanken György Festetics viel, da er in so unterschiedlichen Bereichen wie der Pferdezucht, der rationellen Landwirtschaft und dem Schiffbau mit neuen Techniken innovativ war. Er war es auch, der 1797 das Georgikon gründete, die allererste Landwirtschaftsakademie in Europa, aus der später die Universität für Agrarwissenschaften hervorging. Das Gebäude der Georgikon-Akademie im neobarocken Stil ist eines der schönsten der Stadt. Heute beherbergt es ein Museum, das die Geschichte der ungarischen Landwirtschaft sowie des Weins aus der Region zeigt. György Festetics gründete auch die berühmte Helikon-Bibliothek, die sich im Nordflügel des Schlosses befindet. Die Ausstattung der Bibliothek, ein wahres Kunstwerk im Empire-Stil mit einer wunderschönen neugotischen Kassettendecke, wurde von dem örtlichen Tischler János Krebl angefertigt. Sie beherbergt eine Sammlung von 60.000 Bänden, darunter eine bedeutende Auswahl an Büchern über die Landwirtschaft, die sich alle im Besitz der Familie Festetics befanden. Die Bibliothek stand den Lehrern und Schülern des Georgikon zur Nutzung offen.

Das Weinhaus ist auf dem Gelände des Schlosses geöffnet, genauer gesagt in seinem Keller aus dem 16. Jahrhundert. Mehr als 50 Weine sind dort ausgestellt.