Der berühmte große Modeschöpfer hat sich uns über seine Lieblingsreisen und -urlaubsorte anvertraut, aber auch über seine Show "Le Fashion Freak Show" in den Folies BERGÈRE ab dem 2. Oktober 2018 in Paris. Begegnung mit einem spannenden Mann!

Sie reisen beruflich viel, aber wenn es privat ist, wo fahren Sie gerne hin?

Mein Bezugspunkt ist Saint-Jean-de-Luz. Ich habe Verwandte im Departement Lot-et-Garonne. Als Kind machte ich oft Urlaub in Südwestfrankreich mit meiner Großmutter, die nach Dax zur Thermalkur fuhr, und manchmal durfte ich sie begleiten. Ich erinnere mich, dass mich die Stierkämpfe faszinierten und ich unbedingt dabei sein wollte, aber meine Großmutter wollte das nicht. So war ich gezwungen, heimlich hinzugehen und wartete darauf, den Auftritt der Toreros und ihren "traje de luz" zu sehen. Die baskische Küste ist wirklich ein wunderschöner Ort, der viele Erinnerungen in mir weckt und an dem ich mich wohlfühle

Welche Art von Reisender sind Sie?

Ich lese viele Zeitschriften und schaue mir einige Reiseführer an, aber ich lasse mich wirklich lieber von meinen Freunden oder Verwandten beraten, die die Orte, die ich besuchen möchte, gut kennen. Und vor allem liebe ich Überraschungen, das ist es, was eine Reise magisch macht! Zusammenfassend würde ich sagen: ein bisschen Organisation und eine gute Portion Improvisation und Entdeckungslust!

Welches Land hat Sie am meisten beeindruckt?

Ohne zu zögern England! Und vor allem London, das ich in meiner Jugend enorm häufig besucht habe. Ich war zum ersten Mal in den frühen 70er Jahren dort. In London lag ein Hauch von Freiheit in der Luft; es war die Prä-Punk-Periode. Ich habe die "Rocky Horror Show" im Theater gesehen, bevor sie zur "Rocky Horror Picture Show" wurde. Ich sah die Entstehung der Punk-Bewegung und -Mode, ich wollte sogar nach London ziehen, aber meine Arbeit und mein Leben waren in Paris.

Welche Reisen haben Sie besonders für Ihre Kollektionen inspiriert?

Es stimmt, dass ich sehr viel reise. Ich habe mich sehr von meinen Besuchen in Mexiko, Japan, China, aber auch in Spanien inspirieren lassen. Ich mag es jedoch nicht, die lokale Folklore allzu wörtlich zu interpretieren, sondern versuche jedes Mal, meine eigene Vision, meine eigene Interpretation dessen, was ich gesehen habe, vorzuschlagen. Kürzlich habe ich mich für eine Couture-Kollektion von der Bretagne inspirieren lassen, mit Röcken in Kreppoptik, schwarz-goldenen Stickereien und Bigoudenen im Haar ... Aber ich mache auch Fantasiereisen durch Filme, Fernsehen oder Bücher. Einmal habe ich mich für eine Couture-Modenschau vom Film Avatar inspirieren lassen. Meine Berufung zum Modeschöpfer entstand übrigens, nachdem ich den Film Falbalas von Jacques Becker gesehen hatte, in dem sich Micheline Presle in einen von Raymond Rouleau gespielten Modeschöpfer verliebt...

Vor kurzem waren Sie im Rahmen des Eurovision Song Contests in Lissabon. Was halten Sie von dieser Stadt?

Ich kenne Lissabon sehr gut, aber ich war schon lange nicht mehr dort gewesen. Ich habe mich sehr gefreut, bei dieser Gelegenheit dorthin zurückzukehren. Ich besuchte das Azulejos-Museum, das mir sehr gut gefiel, und aß natürlich die berühmten Pasteis de Belém! Ich kann Ihnen nur empfehlen, in das Restaurant 100 Maneiras zu gehen, das von dem jungen bosnischen Chefkoch Ljubomir Stanisic geführt wird, man kann dort himmlisch gut essen!

Können Sie uns mehr über die "Fashion Freak Show", Ihre Show für den Herbst, erzählen?

Diese Idee hatte ich schon sehr lange, denn ich habe die Welt der Unterhaltung mit einer Revue der Folies Bergère entdeckt, die im Fernsehen ausgestrahlt wurde, als ich neun Jahre alt war. Heute verwirkliche ich einen meiner Träume, denn diese Show ist die Geschichte meines Lebens, der Dinge, die ich erlebt, gesehen und gefordert habe. Ich werde natürlich über die Hintergründe der Mode und der Schönheitschirurgie sprechen, ich werde auch Persönlichkeiten ehren, die mich inspiriert haben, und das auch noch im Folies Bergère, dem historischen Tempel der Revue! Dies ist die erste Show, bei der ich die Verantwortung für alles trage! Glücklicherweise bin ich von einem großartigen Team umgeben: Meine Freundin Tonie Marshall zeichnet für die Regie mitverantwortlich, Marion Motin für die Choreografien und Nile Rodgers für die Musik! Und vor allem habe ich etwa 15 talentierte Künstler auf der Bühne, die bereit sind, alle möglichen Kreaturen darzustellen.

Warum dieser eher unerwartete Showtitel?

Wir sind doch alle ein bisschen Freaks, oder? Ich habe mich nie auf eine Form von Schönheit festgelegt. Ich möchte die Unterschiede zeigen, dass es überall Schönes gibt, es kommt nur darauf an, wie man es betrachtet. Ich habe Freaks schon immer gemocht, seltsame Menschen, Ästhetiken, die sich vermischen. Ich wollte diese transgressive Energie auf die Bühne und in den Titel meiner Show bringen!

Wenn Sie in Paris sind, was sind Ihre guten Adressen und Geheimtipps in Sachen Mode?

Ich kaufe häufiger im Ausland als in Paris. Ich gehe gerne zu Saint Laurent und natürlich zu der Marke Comme des Garçons. Ich glaube, dass es mir eigentlich am meisten Spaß macht, andere anzuziehen, schließlich verbringe ich nicht viel Zeit damit, Kleidung für mich selbst auszusuchen.

Die "Fashion Freak Show" von Jean-Paul Gaultier

Der exzentrische, provokative und witzige Jean-Paul Gaultier erfand eine neuartige Show zwischen Revue und Modeshow. Er ist gleichzeitig Autor, Regisseur und Bühnenbildner, wirft einen zärtlichen und schrägen Blick auf seine Zeit und lädt uns hinter die Kulissen seines Universums ein.

Ab dem 2. Oktober 2018 - 32, rue Richer - 75009 Paris- www.foliesbergere.com - Dienstag bis Samstag um 20 Uhr, samstags und sonntags um 15 Uhr. 2,5 Stunden mit Pause - Ab 39 e