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Natürliche Lebensräume unter starkem Druck

Kreta ist die fünftgrößte Insel im Mittelmeer und verfügt über bemerkenswerte Ökosysteme, die endemische Arten wie die Kri-kri (Wildziegen) oder den Wacholder, der als "kretische Zeder" bezeichnet wird, beherbergen. Die natürlichen Lebensräume sind jedoch starken anthropogenen Belastungen ausgesetzt. Die künstliche Landnutzung, insbesondere die Bebauung der Küsten, hat beispielsweise zum Verschwinden von Schildkröten-Nistplätzen geführt. Unkontrollierte Beweidung, Wilderei, Touristenströme und wildes Campen haben zur Verschlechterung der natürlichen Umwelt oder zum Verlust der biologischen Vielfalt beigetragen. In einigen Gebieten haben Trittschäden, Dünenerosion, aber auch die Klimaerwärmung, die zu häufigeren und stärkeren Dürren führt, zum Absterben zahlreicher "kretischer Zedern" beigetragen. Es wurden Restaurierungsprogramme wie "Junicoast" ins Leben gerufen. Die Insel hat sich auch mit Instrumenten zum Schutz ihres Naturerbes ausgestattet. Natura-2000-Gebiete haben das Ziel, bemerkenswerte Ökosysteme und Arten zu schützen. Nationalparks gewährleisten Umweltschutzaufgaben in Verbindung mit Maßnahmen zur Betreuung und Sensibilisierung der Öffentlichkeit.

Samaria-Nationalpark oder Nationalpark der Weißen Berge: Im nordwestlichen Teil der Insel gelegen, beherbergt er unter anderem das Naturschutzgebiet der Samaria-Schlucht und die enge Passage "der Tore", die eine malerische Wanderung bietet, die nur von Mai bis Oktober zugänglich ist. Außerdem schützt es eine bemerkenswerte Biodiversität, die mit mehreren endemischen Pflanzenarten verbunden ist. Die Samaria-Schlucht ist auch der natürliche Lebensraum der Kri-kri.

Der Naturpark von Sitia: Er befindet sich an der Ostspitze der Insel und ist dem Geopark-Netzwerk der UNESCO beigetreten. Dieses Gebiet verfügt über zahlreiche Wanderwege (Geo-Parcours) und ein Besucherzentrum, auf denen man die einzigartige Geologie des Ortes, aber auch seine Artenvielfalt entdecken kann.

Der Naturpark Psiloritis: Er befindet sich im Zentrum der Insel und beherbergt den höchsten Gipfel Kretas, den Berg Ida. Auf Wanderrouten kann man den Park, seine Berge, aber auch seine Täler und einen ganzen Küstenstreifen erkunden. Der Park wurde in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum von Kreta gegründet, schützt ein reiches geologisches Erbe und wurde in das Geopark-Netzwerk aufgenommen.

Seit 2012, vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise, kaufen ausländische Investoren Land nach vereinfachten Verfahren auf, um dort große Solar- oder Windfarmen zu errichten. Dieses "Fast Track"-System befreit von Umweltverträglichkeitsprüfungen und erregt den Zorn vieler Einwohner. Wenn die Insel nicht an das Stromübertragungsnetz des Kontinents angeschlossen ist, verweisen die Gegner auf die Überdimensionierung der Anlagen angesichts des Energiebedarfs der Insel und auf die Auswirkungen auf die natürlichen Lebensräume (Natura-2000-Gebiet) und die Landschaft. Im Jahr 2020 fand eine Demonstration gegen eines dieser Projekte zur Errichtung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien im industriellen Maßstab (EREI) in Sitanos statt. Ein weiterer Streitpunkt ist der Bau des neuen Flughafens in Kastelli, der zur Zerstörung von Natur und Kultur führen würde. Darüber hinaus symbolisiert er die Entscheidung, den Tourismus zu massivieren und die Umwelt auf dem Altar der Wirtschaft zu opfern. Eine Entscheidung, die durch die wirtschaftliche Situation gerechtfertigt ist, aber die Ernsthaftigkeit und die Folgen der fortschreitenden globalen Erwärmung zu vergessen scheint. Wenn man die Warnungen zu sehr ignoriert, könnte der Mythos von Ikarus zur Vorahnung werden.

Naturgefahren, die durch den Klimawandel verstärkt werden

In den letzten Jahren kam es immer häufiger und intensiver zu Dürren und Überschwemmungen. Die Zunahme dieser Phänomene sowie der immer bedrohlicher werdende Klimawandel haben die Verantwortlichen der Bezirksregion Kreta alarmiert. Nach mehrjährigen Studien wurde im September 2022 ein strategischer Plan mit dem allgemeinen Titel "Regionaler Anpassungsplan an den Klimawandel der Region Kreta" fertiggestellt und verabschiedet, dessen Hauptziel es ist, die Anfälligkeit der Insel für die Bedrohung durch den Klimawandel zu verringern und vorherzusehen. In diesem Rahmen wurden 14 Schlüsselsektoren für die Entwicklung der Insel sowie geografische Gebiete identifiziert, die in den nächsten 5 bis 15 Jahren überwacht und bevorzugt werden sollten.

Eine resiliente Landwirtschaft

Der älteste Olivenbaum der Welt soll sich auf Kreta befinden. Die kretische Landwirtschaft beruht auf einer Polykultur in Verbindung mit Olivenbäumen und Ziegenzucht, die die Widerstandsfähigkeit des Gebiets gewährleistet hat. Allerdings stellen die "Olivenbaummeere" in einigen Gebieten Monokulturen dar, die anfällig für Klimaschwankungen und Krankheitserreger sind. Dies war 2018 der Fall: Nach mehreren trockenen Wintern und dem Auftreten von Krankheitserregern kam es bei der Olivenölproduktion zu einem Ertragsrückgang.

Eine noch immer mangelhafte Wasser- und Abfallwirtschaft

Das Gebiet hat keine getrennte Müllsammlung eingeführt und verfügt über keine geregelte Abfallbehandlungsanlage. Noch problematischer ist die Situation in Zeiten des Tourismus, wenn die Bevölkerung zahlreicher ist (Kreta hat 2019 3 Millionen Touristen empfangen). Dasselbe gilt für die Wasserwirtschaft. Abgeleitete Abwässer enden meist unbehandelt im Meer. Kreta ist neben Korsika auch eine der Mittelmeerinseln, die am meisten unter der Plastikverschmutzung leidet. Sie wurde 2017 in einem Bericht des WWF als "Plastik-Hotspot" bezeichnet, in dem als eine der Maßnahmen ein internationales Abkommen gefordert wird, das bis 2030 die Einleitung von Plastik in das Mittelmeer verbieten soll.

Anders reisen

"In den geschützten Vertiefungen dufteten Zitronen- und Orangenbäume, und weiter hinten, vom endlosen Meer, ging eine unerschöpfliche Poesie aus". Es ist möglich, den von Nikos Kazantzaki in seinem Roman Alexis Sorbas beschriebenen Zauber wiederzufinden. Kreta eignet sich hervorragend zum Wandern und Radfahren. Der Reisende wird auch zu einem sparsamen Umgang mit den lokalen Ressourcen angehalten. Für die Anhänger des langsamen Reisens ist es durchaus möglich, mit dem Zug von Paris nach Athen zu reisen. Immer mehr Radreisende machen sich von Frankreich aus auf den Weg nach Griechenland.