Eine Region mit industrieller Tradition
Köln, Düsseldorf und Bonn sind die erst-, zweit- und neuntgrößte Stadt in Nordrhein-Westfalen, dem bevölkerungsreichsten und reichsten deutschen Bundesland. Der wirtschaftliche Aufschwung des Bundeslandes begann Anfang des 19. Jahrhunderts, als zahlreiche Kohlebergwerke und andere Stahlwerke errichtet wurden. Besonders betroffen von der Industrialisierung war das Ruhrgebiet, das im Herzen von Nordrhein-Westfalen liegt, mit den Städten Düsseldorf und Köln vor der Haustür. In beiden Städten entstanden zahlreiche Industriezentren, und auch heute noch sind dort viele Unternehmen ansässig. So ist Düsseldorf der Sitz von Henkel (Inhaber von Le Chat, Schwarzkopf, Super Croix...), Rheinmetall (Metall-, Rüstungs- und Automobilindustrie) oder Metro (Großhandel), während in Köln die Lufthansa (größte europäische Fluggesellschaft) oder Ford Europe ansässig sind. Diese Industrie- und Bergbautätigkeit hat die Landschaften Nordrhein-Westfalens nachhaltig beeinflusst und tut dies auch weiterhin. So zeichnet sich das Bundesland durch eine starke Anthropisierung, d. h. die Veränderung einer Umwelt durch den Menschen, und eine hohe Luftverschmutzung aus. Die Abgase der verschiedenen Fabriken, aber auch die Abgase, die mit dem Verkehr einer sehr dichten Bevölkerung verbunden sind, implizieren diese Verschlechterung der Luftqualität. So ist Nordrhein-Westfalen allein für etwa ein Viertel derCO2-Emissionen Deutschlands verantwortlich, das selbst das Land mit der höchsten Luftverschmutzung in Europa ist.
Echte Anstrengungen zum Schutz der Umwelt
Köln war 2008 zusammen mit Berlin und Hannover die erste deutsche Stadt, in der eine Umweltzone eingerichtet wurde. Hinter diesem Namen verbergen sich Zonen zur Reduzierung der Luftverschmutzung, die in mehreren Dutzend deutschen Städten, darunter Köln, Düsseldorf und Bonn, eingerichtet wurden. So dürfen nur die Autos mit dem geringsten Schadstoffausstoß in die abgegrenzte Zone einfahren, und zwar nach einem Vignettensystem, das am Fahrzeug angebracht wird. Gleichzeitig bieten diese Städte ein effizientes und schadstoffarmes öffentliches Verkehrsnetz an. Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 ihren gesamten Fuhrpark, einschließlich der Busse, mit erneuerbaren Energien zu betreiben. Dank dieser Maßnahmen hat sich die Luftqualität in den letzten 20 Jahren in den drei Städten und generell in Deutschland deutlich verbessert.
Gleichzeitig legt das besonders urbanisierte Nordrhein-Westfalen großen Wert darauf, sowohl städtische als auch ländliche Grünflächen zu erhalten und sogar neue zu schaffen. In der Region gibt es sogar mehrere Industrie-, Bergbau- oder Militärbrachen, die in Grünflächen umgewandelt wurden. Der Landschaftspark Duisburg Nord, etwa 30 km nördlich von Düsseldorf, ist eines der erfolgreichsten Beispiele dafür. Der ehemalige Stahlstandort wurde in den 1990er Jahren zu einem wunderschönen Park mit verschiedenen Freizeitangeboten vor Ort umgestaltet, der die industrielle Vergangenheit aufwertet und mehrere Preise für die Qualität dieses Stadtplanungsprojekts gewann. Auch Köln wurde durch den Kölner Grüngürtel aufgewertet, der einst ein System von Befestigungsanlagen war, das die Stadt schützte und durch den Versailler Vertrag, der den Ersten Weltkrieg beendete, abgerissen werden musste. Die Militärbrache wurde sehr schnell in eine große Grünfläche umgewandelt, die die Stadt durchlüften konnte.
Deutschland ist zwar in vielerlei Hinsicht der größte Umweltverschmutzer in Europa (Treibhausgasemissionen, Plastikexporte usw.), hat aber eine besonders innovative Umweltpolitik. Ein Beispiel hierfür ist das deutsche Pfandsystem. Plastikflaschen und Aluminiumdosen werden mit einem Pfand belegt, so dass man bis zu 25 Cent pro Behälter zurückerhält, wenn man ihn zu einer speziellen Sammelstelle bringt und somit recycelt. Zusammen mit einem soliden Mülltrennungssystem und einem ausgeprägten Umweltbewusstsein der Bevölkerung ist Deutschland damit das Land mit der viertgrößten Recyclingquote der Welt.
Eine weitere starke Position auf der anderen Seite des Rheins ist der deutsche Atomausstieg, der in den internationalen Medien immer wieder diskutiert wird. Die Idee wurde erstmals in den 2000er Jahren von der damaligen Regierungskoalition vorgeschlagen, als die Kernenergie ein Drittel der Stromerzeugung des Landes ausmachte. Zwanzig Jahre später, im Jahr 2023, markiert die Schließung der letzten drei deutschen Reaktoren den Erfolg des Projekts.
Die Schutzgebiete
Nordrhein-Westfalen gehört zu den am dichtesten besiedelten Ballungsräumen Europas, und doch überrascht es seine Besucher oft mit einer Fülle von Grünflächen. Der Nationalpark Eifel liegt im Norden des Landes, eine gute Autostunde von Düsseldorf entfernt, und ist einer von 16 Nationalparks in Deutschland. Er beherbergt auf einer Fläche von 110 km2 einen Wald, der vor allem aus Buchen und Nadelbäumen besteht. Durch seine Nähe zu den städtischen Zentren ist der Nationalpark ein wahrer Zufluchtsort für Wildtiere, und es wurden sogar schon Arten wie die Europäische Wildkatze oder der Schwarzstorch gesichtet.
Darüber hinaus gibt es noch weitere Grünflächen, die in unterschiedlichem Maße geschützt sind, wie der Naturpark Siebengebirge, der älteste Naturpark des Landes, direkt südlich von Bonn. Der 110 km2 große Naturpark erstreckt sich entlang des Rheins, schützt dessen Ufer und ist ein idealer Spielplatz für Radfahrer und Wanderer. Der Fluss ist in der Tat ein ökologischer Korridor von entscheidender Bedeutung für die Region, aber seine Ufer sind in der Region oft künstlich gestaltet, wo sie mehrere Städte, Straßen und zahlreiche Weinberge beherbergen. Auch in den Städten gibt es Grünflächen am Rheinufer, wie z. B. den Rheinpark, einen großen Park an beiden Ufern des Flusses, der Teil des Grüngürtels von Köln ist. In Düsseldorf gibt es den Nordpark, der vor allem für seinen japanischen Garten bekannt ist, während die Bonner gerne auf den Wegen der Rheinaue spazieren gehen.