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Römisches Erbe

Im Drautal befand sich einst die einzige römische Stadt Tirols. Die StadtAguntum

, die unter Kaiser Claudius blühte, ist heute ein archäologischer Park, der einen Einblick in das Leben der Wohlhabenden im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung bietet. Hier zeugt alles vom Wohlstand der Bewohner dieses Ortes, der in der Nähe von wertvollen natürlichen Ressourcen liegt. Im Museum von Dölsach geht die Entdeckungsreise weiter. Neben Alltagsgegenständen zeugt auch die künstlerische Qualität der Mosaike, Fresken und Skulpturen vom Wohlstand der Bevölkerung. Archäologische Sammlungen sind auch im Museum Schloss Bruck in Lienz und im Tiroler Landesmuseum, dem im 19. Jahrhundert gegründeten Museum Ferdinandeum, untergebracht. Das Erdgeschoss deckt die Vorgeschichte, die Römerzeit und das frühe Mittelalter ab.

Tiroler Sakralkunst

Das Pilgerwesen entwickelte sich ab dem 3. Jahrhundert in der christlichen Welt. Ab dem 10. Jahrhundert wurde Südtirol, das an der Schnittstelle zwischen Italien und Deutschland liegt, stark frequentiert. Das 950 erbaute Benediktinerkloster St. Georgenberg ist das älteste Kloster in Tirol. Umbenannt in Abtei Fiecht (in seiner heutigen Form auf 1741 datiert), war es seit dem 11. In seinem Museum werden Gegenstände und Manuskripte aus dem 8. Jahrhundert aufbewahrt. In der Barockkirche kann man eine Pietà aus dem Jahr 1415 sowie den Heilig-Blut-Schrein bewundern.

Die Bildhauerei hat in der regionalen Kultur eine lange Tradition. Der im 15. Jahrhundert in Südtirol tätige und in Brixen geborene Hans Klocker ist einer der repräsentativsten Meister dieser Epoche. Um sich weiterzubilden, vereinte er das Wissen der Nachbarländer. In seiner Werkstatt führte er seine Schüler in die Bildhauerei ein, insbesondere in die Technik des Rundbuckels, auf polychromiertem Lindenholz.

Sein Zeitgenosse Michael Pacher (1435-1498) übte sein Talent in der Malerei aus. Pacher, der als einer der Meister der österreichischen Malerei gefeiert wird, nimmt während seiner Zeit als Geselle die nordischen Traditionen und die Lehren der italienischen Renaissance im Gefolge von Bellini und Mantegna in sich auf. In Bruneck richtete er sein Atelier für Malerei und Bildhauerei ein, das als das produktivste seiner Zeit bekannt war. Seine Altarbilder und Fresken schmücken zahlreiche Gebäude in Deutschland und Österreich. Zu nennen sind hier der Sankt-Lorenz-Altar in der Kirche San Lorenzo bei Bruneck, der Gries-Altar in Bozen, der die Krönung Marias darstellt, der Altar der Kirche Sankt Wolfgang in Sankt Wolfgang im Salzkammergut (Oberösterreich) oder der Abtei von Novacella. Unter seinen Fresken sind auch die Vier Kirchenväter

zu bewundern, die die Decke der Sakristei der Kirche von Neustift (Brixen) schmücken. Das unumgängliche Augustinermuseum in Rattenberg ist im wunderschönen Augustinerkloster untergebracht. Die gesamte Geschichte Tirols seit dem 14. Jahrhundert wird anhand seiner sakralen Kunst nachvollzogen. Jahrhundert. Gotische Statuen, liturgisches Zubehör und Gegenstände aus der Volkskunst und dem Barock werden in einer wunderschönen Szenografie präsentiert.

Klassizismus und Barock

In Österreich wird die lange akademische Periode, die sich über mehrere Jahrhunderte erstreckt, in der Malerei von Daniel Gran (1694-1757) und in der Bildhauerei von Georg Raphael Donner repräsentiert. Die Einfachheit der Lesart und die Codes des Klassizismus triumphieren. Grans Meisterwerk bleibt das Fresko in der Kuppel der kaiserlichen Bibliothek in Wien. Der Einfluss von Meistern wie Troger und Maulbertsch führte dazu, dass sich die Wiener Schule langsam von dem von Gran vorgeschlagenen Modell abwandte.

Der Bildhauer Georg Raphael Donner (1693-1743) entwickelte seinerseits einen barocken Stil, der von der Natur und der Antike inspiriert war. Er zählte zu den Künstlern, die sich gegen die Normen der Malerei auflehnten. Als Anekdote sei erwähnt, dass er 2002 ausgewählt wurde, um Münzen zu verzieren.

Malerei

Eines der längsten Fresken der Welt befindet sich in Tirol. Es wird in 360 Grad dargestellt und thematisiert die Unabhängigkeitsschlacht, die am 13. August 1809 gegen die napoleonische Armee geführt wurde. Das Tirol Panorama

in Innsbruck wurde von dem Maler Michael Zeno Diemer (1867-1939) und dem Meister der Historienmalerei Franz von Defregger (1835-1921) entworfen. Als Höhepunkt eines Besuchs im Kaiserjägermuseum entfaltet es sich vor einem atemberaubenden Bergpanorama. Seine gequälten Szenen fassen die grundlegenden Elemente der Tiroler Kultur zusammen: Berge, Religion und Freiheitskampf. Tirol hat viele österreichische und italienische Maler hervorgebracht, die die Berge manchmal in den Mittelpunkt ihrer Werke stellten. Auch heute noch ist die Region künstlerisch sehr aktiv. Zu den Malern, die die Bergromantik in den Mittelpunkt ihrer Kunst stellten, gehören Eduard Tenschert (1912-2003), der unermüdlich Tiroler Landschaften malte, Alfons Walde (1891-1958) mit deutlichem kubistischem Einfluss und Schöpfer der berühmten Skifahrerporträts, die man unter anderem im Stadtmuseum (Museum Kitzbühel) bewundern kann, Rudolf Preuss (1951), der eine berühmte Ansicht von Innsbruck im Schnee schuf, oder vor kurzem Martin Töchterle, der seit über 25 Jahren aktiv ist und die Naturschönheiten der Region verherrlicht.

Zeitgenössische Kunst

Im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts wandten sich mehrere Persönlichkeiten aus Tirol den Kulturen der Welt zu. An ihrer Spitze steht der Fotograf, Filmemacher und Journalist Gert Chesi, der 1940 in Schwaz geboren wurde. Er begann als Fotograf für die Lokalpresse und kämpfte schon früh gegen nationalistisches Gedankengut. Bereits Ende der 1970er Jahre wurde er durch die Veröffentlichung des Fotobandes Last Africans

bekannt. Parallel dazu prangert er die Bildungsbedingungen für Mädchen in Tirol an. Im Jahr 1995 gründete er in seiner Heimatstadt ein Museum für Stammeskunst. Chesi, der zwischen Togo und Österreich lebt, baut immer wieder interkulturelle Brücken. Zu diesem Zweck initiierte er 1995 das Haus der Völker in Schwaz. Die Sammlung ist das Ergebnis einer jahrzehntelangen Reise durch Afrika und Asien. Die Vielfalt des Kunstschaffens wird hier hervorgehoben. Es gibt wenig urbane Kunst zu berichten, aber mehrere Kunstgalerien und Festivals halten die aktuelle Dynamik aufrecht. Die wichtigsten Kulturschaffenden treffen sich Ende Oktober auf der Art Innsbruck, einer Messe für zeitgenössische Kunst. Rund 100 Aussteller präsentieren Kunst vom 19. Jahrhundert bis heute. Die Galerie Mathias Mayr in Innsbruck, um nur einen zu nennen, setzt sich für die verschiedensten zeitgenössischen Künstler aus dem In- und Ausland ein.